Roter Fingerhut als Mittel gegen Herzschwäche erhöht das Sterberisiko der Patienten

Von Cornelia Scherpe
14. Oktober 2013

Der Rote Fingerhut ist eine Pflanze, die nicht nur recht nett anzusehen ist, sondern auch zu medizinischen Zwecken verwendet wird. In diesem Gewächs ist eine chemische Verbindung enthalten, die direkt auf den Herzmuskel wirkt. In der Fachwelt nennt man sie Digoxin und ist geteilter Meinung darüber.

Viele Anhänger der Naturmedizin schwören darauf, dass dank dieses Inhaltsstoffes der Rote Fingerhut ein gutes Mittel gegen Herzschwäche ist. Menschen, die unter einer Herzinsuffizienz leiden, können daher dank der Einnahme ihre Symptome lindern und steigern so ihre Lebensqualität. Der Nachweis für die Wirksamkeit wurde 1993 erbracht und wird Zweiflern immer wieder vorgehalten. Zwar hat die Studie durchaus recht, doch ihre Aussagekraft ist inzwischen beschränkt.

Gegner der Therapie betonen, dass sich die Schulmedizin inzwischen weiterentwickelt hat und daher dringend eine neue Digoxin-Studie nötig ist, damit die Wirksamkeit mit modernen ACE-Hemmenr, Betablockern und den übrigen neuen Errungenschaften verglichen werden kann. Zumindest ein Forschungsteam aus den USA ist diesem Ruf bereits gefolgt und hat eine Untersuchung zum aktuellen Stand durchgeführt.

Untersuchung aus den USA

Von 2.891 Menschen mit Herzinsuffizienz wurden zwischen den Jahren 2006 und 2008 insgesamt 529 Probanden mit Digoxin behandelt. So konnte man zwei Gruppen gegenüberstellen und das Ergebnis dürfte für einige Anhänger der Methode überraschend sein: Der Rote Fingerhut hatte gegenüber der Standardtherapie eine schlechtere Wirksamkeit. Pro 100 Patientenjahren mussten 28,2 Fälle aufgrund einer Verschlechterung des Herzens ins Krankenhaus.

In der anderen Gruppe kam man nur auf 24,4 pro 100 Patientenjahre. Auffallend war zudem, dass die Sterblichkeit unter der Digoxin-Behandlung mit 14,2 pro 100 Patientenjahre versus 11,3 pro 100 Patientenjahre höher war. Umgerechnet bedeutet dies, dass das Risiko auf einen frühzeitigen Herztod unter der Behandlung mit dem Roten Fingerhut um 72 Prozent höher liegt.