Rücklagen nicht ausgezahlt: Lebensversicherer behalten Geld ihrer Kunden für sich

Von Ingo Krüger
20. Februar 2013

Lebensversicherer sollen ihren Kunden in den letzten Jahren zu wenig Geld ausgezahlt haben. Nach Ansicht des finanzpolitischen Sprechers der Grünen-Bundestagsfraktion, Gerhard Schick, beläuft sich der Gesamtbetrag auf 15,6 Milliarden Euro. Dies sei durch eine Gesetzesänderung von 1994 möglich geworden, so Schick.

Aus Sorge vor zu großen Risiken für die Versicherer zog der Gesetzgeber damals eine Art "Brandmauer" zwischen den Rücklagen von Altkunden und Neukunden. Die Versicherungen horteten aber die Rücklagen der Altkunden, anstatt sie auszuzahlen. Daher will die Bundesregierung den Unternehmen künftig gestatten, beide Rücklagentöpfe zusammenzulegen.

Experten warnen jedoch, dass das Geld laut Regierungsvorschlag zwar eigentumsrechtlich den Kunden zustehe, aber sie es de facto meist nicht erhalten werden, da die Versicherungskonzerne die Beträge überwiegend als Eigenmittel einstufen könnten. So wirke es wie Eigenkapital. Sogar höhere Ausschüttungen an die Aktionäre seien theoretisch möglich.