Rückschlag beim weltweiten Kampf gegen Kinderlähmung: Impfung versagt gegen neuen Polio-Virenstamm

Von Cornelia Scherpe
20. August 2014

Der globale Kampf gegen die Kinderlähmung galt fast als gewonnen. Durch intensive Impfprogramme hatte man 99 Prozent der Welt gegen das Polio-Virus gewappnet. Allein in Nigeria, Afghanistan und Pakistan gab es den Erreger noch.

Symptome

Der Fachbegriff für die Krankheit lautet "Poliomyelitis", woraus sich die Abkürzung "Polio" entwickelte. In Deutschland ist umgangssprachlich auch von der Kinderlähmung die Rede, da die Viren nach der Infektion des Körpers die Nervenzellen befallen. Es kommt zu Lähmungen, die im schlimmsten Fall tödlich enden.

Krankheitsfälle mit ungewöhnlichem Verlauf

2010 kam es in Republik Kongo plötzlich zu einem Ausbruch. Ungewöhnlich war nicht nur das plötzliche Auftreten der Krankheit trotz der geimpften Menschen, sondern auch die Heftigkeit der Verläufe. Von den bekannten 445 Erkrankten verstarben direkt 209 Patienten, was einer Sterberate von 47 Prozent entspricht.

Mutierter Virenstamm

Ein internationales Team aus Wissenschaftlern erforschte den Polio-Ausbruch und legt nun beunruhigende Ergebnisse vor. Demnach handelt es sich um einen bisher unbekannten Virenstamm, der zwar zu den Polioviren gehört, doch genetisch verändert ist. Er hat eine Immunität gegen die gängigen Impfstoffe ausgebildet, sodass auch geimpfte Menschen erkranken können.

Man untersuchte die Viren, indem man 34 Blutproben von deutschen Medizinstudenten nahm. Diese waren im Kindesalter gegen Polio geimpft wurden und die Antikörper waren im Blut weiterhin nachweisbar. Eigentlich hätten sie demnach geschützt sein müssen. Dennoch fiel die Immunreaktion gegen den mutierten Virus sehr schwach aus.

Die Analysen ergaben, dass trotz Impfschutz 15 bis 29 Prozent der Deutschen die Krankheit bei Kontakt bekommen würden.

Wirksame Nachimpfung

Allerdings ist eine sofortige Nachimpfung wirksam. Nimmt man trotz bestehender Impfung aus früheren Jahren eine neue Schluckimpfung auf sich, kann auch der mutierte Polio-Virus nicht mehr dagegen ankommen. So beendete man den Polio-Ausbruch im Kongo und verhinderte eventuell eine Epidemie.

Die Forscher raten zu extremer Vorsicht, da der Erreger sich schnell verbreiten kann.