Schizophrenie lässt sich an der Netzhaut des Auges erkennen

Netzhautanalyse könnte die Diagnose einer Schizophrenie erleichtern und verbessern

Von Cornelia Scherpe
18. Juni 2019

Menschen mit schizophrenen­ Schüben leiden je nach Ausprägung der Krankheit an visuellen und/oder akustischen Halluzinationen. Auch schwere Antriebslosigkeit, wie man sie sonst nur von Depressionen kennt, kann auftreten. Bislang ist die Diagnose einer Schizophrenie­ nicht einfach, vor allem die exakte Bestimmung der Form und damit die beste Therapiewahl ist schwierig. In Zukunft könnte dies anders werden, denn Forscher haben herausgefunden, dass Schizophrenie­ deutliche Spuren in den Augen hinterlässt.

Schizophrene haben dünnere Netzhaut-Schichten

Gemeint ist damit nicht ein "irrer Blick" oder eher gefühlte Veränderungen, sondern eine biologische Tatsache: Die Netzhaut verändert sich bei einer bestehenden Schizophrenie­. Mittels OCT, der optischen Kohärenztomografie, kann der genaue Zustand der Netzhaut bildlich erfasst werden. Beim OCT muss in ein Gerät geblickt werden, das mittels Laser die Netzhaut abtastet. Das ist weder schmerzhaft, noch schadet es dem Gewebe. Binnen Sekunden liegt eine exakte Darstellung der Schichten vor.

Bei Schizophrenen sind die einzelnen Schichten der Netzhaut auffallend dünner. Zu dieser Erkenntnis kamen Forscher, indem sie bei 26 Menschen mit gesicherter Schizophrenie­-Diagnose und bei 26 gesunde Probanden eine Netzhautanalyse durchführten. Bei den Teilnehmern mit Schizophrenie ­fiel die reduzierte Dicke der Schichten sowie ein insgesamt kleineres Volumen der Netzhaut auf. Die Nervenfaserschicht war dabei umso kleiner, je länger die Diagnose bereits bestand. Das spricht für einen klaren Zusammenhang.

Mit welchen inneren Mechanismen die Krankheit auf das Auge wirkt, kann man noch nicht erklären. Hierfür sind weitere Studien nötig. Die Forscher sind jedoch sehr zuversichtlich, dass ein OCT in naher Zukunft zum festen Diagnosemittel einer Schizophrenie­ wird. Eventuell könnte man Betroffene nicht nur früher erkennen und ihnen zeitnah helfen, sondern auch eine individuellere Therapie gestalten. Es könnte möglich sein, auch Unterformen der Schizophrenie­ binnen Sekunden im OCT zu erkennen.