Schleudertrauma mit Langzeitfolgen: Individuelle Therapien helfen kaum gegen chronische Schmerzen

Von Cornelia Scherpe
6. August 2013

Bei einem Schleudertrauma wird die Halswirbelsäule (kurz HWS) verletzt, da der Körper eine ungesunde Beschleunigung erfahren hat. Oft sind Unfälle mit dem Auto schuld an diesen Verletzungen, allerdings können auch ungünstige Stürze dazu führen. Dabei werden durch die heftige Bewegung die Muskeln, die Sehnen und die Bänder im Bereich der HWS verletzt.

Da gerade die Wirbelsäule derartige Verletzungen schlecht verarbeiten kann, ist nach dem Unfall eine Therapie nötig. Allerdings sind diese Behandlungen nicht in jedem Fall mit Erfolg gekrönt. Es gibt Patienten, die trotz Reha ein sogenanntes "chronisches Schleudertrauma-Syndrom" entwickeln. Ihnen bleiben Kopfschmerzen, Schwindel und Unwohlsein erhalten.

Mediziner versuchen bereit seit längerer Zeit mit maßgeschneiderten Therapien dagegen anzugehen. Statt jedem nur die normale Physiotherapie und Beratungsgespräche anzubieten, wird die Betreuung genau auf die Beschwerden abgestimmt. Gangunsicherheiten müssen beispielsweise anders therapiert werden als Verspannungskopfschmerzen.

Doch offenbar können auch individuelle Behandlungen recht häufig versagen. Zu diesem Schluss kommt zumindest eine aktuelle Erhebung. Bis zu 60 Prozent der Patienten entwickeln aus dem Schleudertrauma heraus chronische Beschwerden und das unabhängig davon, ab die Standardtherapie oder ein individuelles Konzept zum Einsatz kam. In einer aktuellen Studie wurden dabei 101 Betroffene versorgt, wobei nur 52 die übliche Therapie bekamen. Die anderen 49 Patienten wurden je nach Symptomen behandelt.

Dennoch erging es allen Probanden nach sechs Monaten recht ähnlich. Bei allen Teilnehmern waren die akuten Schmerzen deutlich besser geworden. Es hatten sich aber chronische Probleme gebildet und zwar bei 64 Prozent derer in der Standard-Gruppe und bei 49 Prozent jener aus der Individual-Gruppe. Man wartete weitere sechs Monate und nach einem Jahr betrug das Verhältnis schließlich 56 Prozent zu 45 Prozent. Statistisch gesehen sind dieser Unterschiede zu gering, um eine medizinische Empfehlung der individuellen Therapien zu geben, so die Forscher.