Schweißgeruch - Polyester bietet Mief-Bakterien eine bessere Heimat als Baumwolle

Von Dörte Rösler
5. September 2014

Rund der zwei Prozent der Europäer haben Glück: sie besitzen eine Gen-Variante, die keinen Schweißgeruch aufkommen lässt. Wir anderen müssen jedoch allerlei unternehmen, um den lästigen Mief zu vermeiden. Der Verzicht auf Polyester-Kleidung könnte eine wichtige Maßnahme sein. In den Kunstfasern finden geruchsbildende Bakterien eine ideale Heimat - besser als in Baumwolle.

Forscher aus dem belgischen Gent sind in Experimenten dem Zusammenhang zwischen Schweißgeruch und verschiedenen Textilien nachgegangen. Dazu ließen sie 26 Teilnehmer für eine Stunde auf dem Hometrainer strampeln. Eine Hälfte der Teilnehmer trug während des schweißtreibenden Workouts ein Baumwoll-Shirt, die andere musste in Polyester schwitzen. Anschließend wurden die Kleidungsstücke eingesammelt und für 28 Stunden in isolierten Boxen verwahrt.

Berüchtigter Stinker: Mikrokokkus

In nachfolgenden Schnüffel- und Labortests untersuchten die Wissenschaftler, welche Textilien am stärksten mit miefigen Mikroben belastet war. Fazit: freiwillige Geruchstester mussten bei den Polyester-Shirts am stärksten die Nase rümpfen. Und die mikrobiologische Analyse bestätigte das Urteil.

Im Polyestergewebe fanden sich vergleichsweise viele Mikroben der Art Mikrokokkus. Diese Bakterien verwandeln die langkettigen Fettsäuren und Aminosäuren aus dem Schweiß in kleine Stink-Moleküle. Auch Hormone werden zu Mief-Substanzen abgebaut.

In Baumwolle können sich Mikrokokkus-Bakterien schlechter entwickeln. Ob dies an der Oberflächenbeschaffenheit der Fasern oder anderen Gründen liegt, ist bisher nicht erforscht. Studien anderer Institute lassen jedoch vermuten, dass Polyesterfasern ein besonders starkes Bindeverhalten gegenüber bestimmten Bakterien haben. Das vorrangig für Achselgeruch verantwortliche Corneye-Bakterium fühlt sich in den Textilien nicht wohl.