Seele krank - und kein Termin beim Doktor

Von Ingrid Neufeld
26. September 2012

Von allen seelisch erkrankten Patienten mit schweren und chronischen Psychosen erhalten nur ungefähr fünf Prozent eine entsprechende Behandlung. Im Gegensatz zu dieser Erkenntnis stehen der Stand der Wissenschaft und die daraus folgenden fachlichen Empfehlungen.

Was sind die Gründe? Zum einen die geringen Kapazitäten von qualifizierten Therapeuten, die oft lange Wartezeiten für die Patienten zur Folge haben. Eine weitere Rolle spielt die geringe Akzeptanz von Therapien bei den Patienten selber. Für psychisch angeschlagene Menschen stellt die Aufsuchung eines Therapeuten eine große Hürde dar, die oft sehr schwierig zu überwinden ist.

Auch die Psychotherapeuten selbst tragen daran eine Mitschuld, denn sie scheuen vor der erschwerten Antragstellung zurück und befürchten schwierige Patienten, die Termine nicht einhalten und Therapiepläne nicht befolgen.

Zur Verbesserung dieser skandalösen Situation wäre ein Ausbau der Behandlungskapazitäten in der Psychotherapie wünschenswert. Daneben ist es erforderlich, dass Psychotherapeuten eine bessere Qualifikation erhalten und die Psychotherapie-Richtlinien entsprechend erweitert werden. Die Psychotherapie sollte als integraler Bestandteil in den ambulanten gemeindepsychiatrischen Versorgungsnetzen aufgenommen werden.