Forscher entwickeln Software zur Vorhersage einer Psychose

Durch eine Sprachanalyse lässt sich der Beginn einer Psychose wie Schizophrenie diagnostizieren

Von Cornelia Scherpe
7. Februar 2018

Für Psychiater ist neben dem sichtbaren Verhalten eines Menschen vor allem dessen Sprachgebrauch entscheidend, um Rückschlüsse über eine beginnende Psychose zu ziehen. Bei Schizophrenie beispielsweise zeigen Betroffene schon frühzeitig eine grundlegende Sprachverwirrtheit und können eine gehörte Geschichte nicht ohne Schwierigkeiten nacherzählen. Sie machen Logikfehler, neigen zu Inkohä­renz (verlieren Zusammenhänge) und zeigen einen verarmten Wortgebrauch. Die Ärzte analysieren diese Texte bislang in Einzelarbeit und vergeben anhand von Messskalen Punkte. Diese Aufarbeitung ist entsprechend zeitintensiv und wird nicht bei jedem Patienten angewandt.

Das Wissen um die veränderte Sprache bei einer Psychose wollten Forscher auf eine Software zur Sprachanalyse übertragen und damit testen, ob ein Computerprogramm künftig bei der Diagnose helfen und Zeit sparen könnte. Die ersten Ergebnisse sind recht vielversprechend.

Studie zum Einsatz einer Sprachanalysesoftware

Für eine Pilotstudie wurden 34 Menschen in einer psychiatrischen Abteilung gebeten, eine Geschichte zu erzählen, die für die Software aufgenommen wurde. Von diesen 34 Testpersonen entwickelten später fünf eine manifeste Schizophrenie und bei 29 besserte sich die psychische Verfassung.

Die Software hatte diese Verläufe bei der Mehrheit vorausberechnet, denn sie erkannte drei der späteren fünf Schizophreniepatienten und sagte 24 von 29 die Erholung voraus. Das ergibt eine Genauigkeit von 83 Prozent.

Die Software hatte dafür die eingesprochenen Texte auf verschiedene Ebenen der Semantik und die Verwendung von Possessivpronomen hin untersucht. Um auszuschließen, dass es sich im ersten Versuch lediglich um einen Glückstreffer gehandelt hatte, folgte ein weiterer Testlauf mit 59 Teilnehmern. Hierbei konnte mittels Software eine Trefferquote von 79 Prozent erzielt werden, wodurch ein Zufallsergebnis in dieser Höhe ausgeschlossen scheint.

Ob die Sprachanalysesoftware in naher Zukunft zum Diagnosemittel wird, ist derzeit noch nicht abzusehen. Die Chancen stehen jedoch gut, dass die lernfähige Programmierung weiter verbessert wird und Psychiatern dann zumindest als Option zur Seite steht.