Selbstheilung des Herzens anregen: Studie bringt erste Ergebnisse

Der neue Wirkstoff "Chemokin SDF-1" zeigt eine Tendenz in die richtige Richtung

Von Cornelia Scherpe
7. Oktober 2015

Der menschliche Körper besitzt einen großen Vorrat an Stammzellen, um verletztes Gewebe mit neuen Zellen zu versorgen. Diese erstaunliche Regenerationskraft versagt aber ausgerechnet dort, wo allein in Deutschland drei Millionen Patienten sie bräuchten: im Herzen.

Rund drei Millionen Männer und Frauen hierzulande leiden an der sogenannten Herzinsuffizienz. Bei ihnen sind so viele Zellen im Herzmuskel abgestorben, dass die Muskelleistung stark nachgelassen hat. Rund 50.000 Betroffene versterben jährlich an den Folgen, wenn das Herz aus Überanstrengung komplett zu schlagen aufhört.

"Chemokin SDF-1" als neuer Wirkstoff im Test

Die Forschung arbeitet mit Hochdruck an Wegen, die geschwächten Herzmuskeln wieder zu stärken. Der neuste Ansatz arbeitet mit Injektionen, die direkt ins Herz abgegeben werden sollen. Enthalten ist der Wirkstoff "SDF-1", was kurz für "Chemokin SDF-1" steht. In Laborversuchen hatte sich herausgestellt, dass dieser Stoff auf die Herzzellen anregend wirkt und damit die Bildung neuer Zellen denkbar ist.

Im ersten Test weniger wirksam als erhofft, die Tendez stimmt aber

Ein erster Versuch mit 93 Freiwilligen fällt weniger wirksam als erhofft aus, zeigt aber eine Tendenz in die richtige Richtung. Man hatte die Teilnehmer in zwei Gruppen unterteilt und entweder die Therapie durchgeführt, oder zur Bildung einer Kontrollgruppe nur vorgetäuscht. Leider kam es zu einem starken Placeboeffekt. In beiden Gruppen fühlten sich die Teilnehmer nach einem Jahr Behandlung deutlich besser.

Wirkung auf biologischer Ebene

Ein Blick auf biologischer Ebene zeigt aber, dass SDF-1 im Herzen durchaus eine Wirkung erzielt hatte. In der Kontrollgruppe hatte sich die Auswurffraktion innerhalb der zwölf Monate weiter verschlechtert und zwar im Schnitt um vier Prozent. Dieser Verlauf kann als normal angesehen werden. In der Gegengruppe war die Auswurffraktion aber nicht nur stabil geblieben, sondern hatte sich bei manchen Patienten sogar wieder gebessert. Im Gruppendurchschnitt stieg die Funktionalität um sieben Prozent.

Die Forscher betonen, dass größere Studien notwendig sind, um eindeutigere Zahlen zu bekommen und die ideale Dosis für die Therapie zu ermitteln.