Sinnlos verordnete Antibiotika könnten die Reaktion auf Virusinfektionen verschlimmern
Bei Versuchen mit Mäusen führte eine Antibiotika-Therapie im Kampf gegen Viren zu einem erhöhten Sterberisiko
Noch immer kommt es in der Praxis häufig vor, dass Menschen bei einer Infektion mit Viren von ihrem Arzt Antibiotika verschrieben bekommen. Obwohl diese Medikamente nur bei Infekten mit Bakterien helfen, sind die Symptome bei Viren- und Bakterieninfektionen sehr ähnlich und zu selten wird der Aufwand betrieben, einen exakten Nachweis durchzuführen. Allein in den USA erhalten von 1.000 Patienten gut 800 ein Antibiotikum bei Atemwegsinfekten, die zur Mehrheit aber viral sein dürften.
Studie zur Auswirkung von Antibiotika bei Virusinfektionen
Eine aktuelle Studie hat beleuchtet, ob dieser unbedachte Umgang mit Antibiotika nicht nur zu gefährlichen Resistenzen führt, sondern die Patienten auch anfälliger für Virusinfektionen macht. Dafür wurde mit gesunden Mäusen gearbeitet, die man in zwei Gruppen aufteilte.
- Die einen Mäuse bekamen ein Placebo
- Die anderen Mäuse erhielten einen Mix aus vier gängigen Antibiotika
Im Anschluss injizierte man jedem Tier den West-Nil-Virus und wartete ab.
Tiere waren nach Antibiotika-Therapie geschwächt und starben
- In der Placebo-Gruppe überwanden 80 Prozent der Tiere die Infektion und wurden wieder gesund
- In der Antibiotika-Gruppe hingegen starben 80 Prozent der Tiere
Die vorherige Behandlung mit Antibiotika hatte die Darmflora der Mäuse zerstört, da die Medikamente bekannterweise nicht nur bösartige Bakterienstämme töten, sondern auch die Helfer im Darmtrakt. Da jedoch dort der Sitz des Immunsystems ist, waren die Tiere nach der Antibiotika-Therapie geschwächt. Im Detail betrachtet, stieg das Sterberisiko nach drei Therapietagen und sank erst wieder, nachdem die Medikamente mindestens eine Woche nicht mehr genommen wurden.
Nicht alle Antibiotika schädigen das Immunsystem
Weitere Experimente mit jeweils nur einem Antibiotikum statt vier Wirkstoffen gleichzeitig zeigte zudem Unterschiede bei den Wirkstoffen:
- Die häufig verschriebenen Stoffe Ampicillin und Vancomycin erhöhten das Sterberisiko nach der Virusinfektion deutlich,
- während Neomycin keine messbare Risikoerhöhung brachte.
- Metronidazol hatte einen moderaten Einfluss.
Woher diese Unterschiede kommen, ist bislang unklar. Für die Forscher erkenntlich war, dass die Antibiotika zu einem Rückgang der CD8-Zellen führen und diese für die Zusammenarbeit der Abwehrkräfte entscheidend sind.
Quelle
- https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/92155/Wie-orale-Antibiotika-die-Symptome-von-Virusinfektionen-verstaerken Abgerufen am 11. April 2018