Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor: Giftiges Titandioxid geht ins Wasser über

Inhaltsstoffe von Sonnencremes bedrohen die Umwelt an Stränden, Seen und Meeren

Von Cornelia Scherpe
6. September 2018

Verschmutzte Meere werden auf der ganzen Welt immer stärker zum Problem. Doch es ist nicht nur der Plastikmüll und dessen gelöste Nanopartikel, die ins Wasser übergehen und die Natur belasten. Eine aktuelle Studie hat ergeben, dass auch Nanopartikel aus Sonnenschutzmitteln von der Haut in das Wasser gelangen und so zur Verschmutzung beitragen. Problematisch sind vor allem die Titandioxid-Nanopartikel, und diese finden sich vermehrt in Schutzmitteln mit hohem Lichtschutzfaktor.

Titandioxid wird auch als TiO2 oder gemäß der Vorgaben für Lebensmittelzusatzstoffe als E 171 bezeichnet. Bei Lebensmitteln, Medikamenten und Zahnpasta wird TiO2 genutzt, um eine ansprechende Weißfärbung zu erzielen. Für Sonnenschutzprodukte hingegen nutzt man nur Nanopartikel, die auf der Haut für das Auge unsichtbar sind. Sie bilden dort einen Film, der UV-Licht blockiert und es daher einfacher macht, auch in der direkten Sonne keinen schnellen Sonnenbrand zu bekommen.

Hohe Titandioxid-Konzentration an Stränden

Ein Team französischer Forscher untersuchte drei Stände und konnte an jedem das TiO2 in bedenklichen Mengen nachweisen. Insgesamt lag die tägliche Konzentration bei 15 bis 45 µg TiO2 pro einem Liter Meereswasser. Umgerechnet auf eine Badesaison gelangen demnach pro Tag rund 68 Kilogramm Sonnenmilch direkt ins Wasser. Das sind auf die gesamte Saison gerechnet 2,2 Tonnen.

Laut Schätzungen der Forscher wird das meiste Titandioxid durch die Bewegung der Wellen ins Meer gezogen. Allerdings dürfte an windschwachen Tagen und in allgemein windgeschützten Strandabschnitten viel TiO2 auch unmittelbar im Übergang von Wasser und Strand verbleiben. Die Konzentration der Partikel könnte dann so hoch sein, dass Meeresbewohner der Region vergiftet werden und verenden.

Die Studienergebnisse lassen außerdem vermuten, dass die Situation an und in Badeseen noch bedenklicher ist, da es sich in diesen Fällen um stehende Gewässer handelt und die TiO2-Nanopartikel sich auf kleinen Flächen konzentrieren.