Studenten und Professoren demonstrieren gegen Erhöhung der Studiengebühren in den Niederlanden

Niederlande: Regierung will Studenten bei Überschreitung der Regelstudienzeit mit Geldstrafe belegen

Von Matthias Bossaller
27. Januar 2011

Jeder zehnte der 630.000 Studenten in den Niederlanden liegt über der Regelstudienzeit. Das passt der konservativen Regierung in Deutschlands Nachbarland nicht. Sie will jeden Hochschüler mit einer Strafe von 3.000 Euro pro Jahr belegen, der länger studiert als es die Regelzeit vorsieht.

Dieses Vorhaben hat an den niederländischen Hochschulen und bei den Studenten für Empörung gesorgt. Erstmals in der Geschichte des kleinen Landes gingen Professoren und Studenten gemeinsam auf die Straße, um gegen die Maßnahmen der Regierung zu protestieren.

Proteste im großen Stil in Den Haag

Für einen Tag lag der Hochschulbetrieb im gesamten Land so gut wie still, weil rund 20.000 Studenten und 800 Professoren den Weg in die Hauptstadt Den Haag gefunden hatten. Sie demonstrierten gegen die Sparmaßnahmen in der Bildung und die geplanten Studiengebühren-Erhöhungen.

Ab 2012 will die Regierung 370.000 Euro einsparen. Das Land solle lieber in Bildung investieren, als die Studenten zu schröpfen, fordern die Protestler. "Zieht uns nicht aus", hatten sich einige Demonstranten auf den nackten Körper gemalt und die Kleider vom Leib gerissen.

Etwa 19.000 deutsche Studenten wären betroffen

Viele Studierende finden ein Druckmittel gegen Langzeitstudenten generell richtig. Doch durch die geplanten Ex-Gebühren würden auch die getroffen werden, die wegen einer Krankheit länger studieren müssten oder einfach, weil sie nebenher Geld verdienen müssen. Das sei ungerecht und nicht hinnehmbar.

Wenn die Pläne der Regierung umgesetzt werden, träfe das auch die 19.000 deutschen Studenten an den holländischen Universitäten. Ein Wechsel des Standorts wäre dann eine Lösung. Nach Österreich etwa. Dort hat die Regierung die Studiengebühren abgeschafft.