Stuhltransplantation: Kot als Ersatz für Antibiotika?

Von Cornelia Scherpe
1. Juli 2013

Der Gedanke dürfte für fast jeden mehr als nur abstoßend sein, doch Mediziner sehen in der Stuhltransplantation tatsächlich eine echte Alternative zu den derzeit noch benutzten Antibiotika. Die Zukunft dieser Medikamente ist beschränkt, denn Ärzte gehen davon aus, dass bereits in wenigen Jahrzehnten die Mehrheit der Antibiotika nicht mehr wirken werden. Resistenzen machen die Medikamente dann völlig nutzlos. Da das für viele künftige Patienten ein Todesurteil wäre, forscht man bereits jetzt fieberhaft nach Alternativen.

In der Stuhltransplantation glaubt man sie gefunden zu haben. Dabei sollen die Fäkalien von gesunden Menschen bei den Patienten eingepflanzt werden. Die Bakterien im Magen-Darm-Trakt eines gesunden Menschen tragen maßgeblich zu dessen Gesundheit bei. Rund 10.000 Mikroorganismen leben in jedem Menschen und können bei einem gesunden Mix dazu führen, dass das Immunsystem stark ist. Wer an einer Infektion leidet, bei dem ist auch dieses natürliche Gleichgewicht der Bakterien im Darm zerstört.

Die Forschungslage derzeit deutet stark darauf hin, dass durch die Verpflanzung von Kot dieses Gleichgewicht wieder hergestellt werden kann. Da Bakterien sich auch gegenseitig bekämpfen, würden die Gesunden aus dem Kot der Spender die Kranken im Leib den Patienten angreifen und sie mit guten Chancen auch vernichten. So würde der Kot der Spender erreichen, wozu derzeit noch Antibiotika in der Lage sind, aber nicht mehr lang sein werden. Bisher befindet sich diese Therapie allerdings noch in einem Versuchsstadium.

Der viel versprechende Ansatz wird verständlicherweise mit viel Zurückhaltung von potenziellen Patienten angenommen. Eingepflanzt wird der Kot bisher entweder über ein Koloskop direkt durch den After, oder aber über eine Nasensonde. Vorab wird der Spenderkot mit etwas Kochsalzlösung verdünnt.