Tabuthema Homosexualität im Fußball

Im Frauenfußball ist Homosexualität kein Problem, doch Männer haben es damit noch immer schwer

Von Ingo Krüger
15. Januar 2011

Dass es in der Frauenbundesliga und in der Nationalmannschaft homo- und bisexuelle Spielerinnen gibt, ist seit Jahren bekannt. Zuletzt outeten sich zwei Torhüterinnen. Was im Frauenfußball unproblematisch ist, scheint bei Männern nahezu unmöglich.

Die Nummer 1 im deutschen Tor, Nadine Angerer (1. FFC Frankfurt), bekannte sich in einem Interview zu ihrer sexuellen Orientierung. Die Keeperin verriet dem Zeit-Magazin, dass sie "persönlich offen" sei, schließlich gebe es "nette Männer und nette Frauen". Eine Festlegung bezeichnete sie als "generell total albern".

Privatsache, aber keine Scham

Ursula Holl, Torhüterin des Bundesligisten FCR Duisburg, ehelichte im Juni 2010 ihre Lebensgefährtin. Sie hätte sich, so bekennt sie, nur deshalb geoutet, da sie geheiratet habe. Ansonsten sei ihre Homosexualität ihre Privatsache.

Andererseits habe sie auch kein Problem damit, dass die Öffentlichkeit davon erfahren habe. Männern rät sie von einem öffentlichen Outing ab, denn der Fußballfan könne "sehr, sehr grausam sein". Denselben Standpunkt vertritt Bundestrainerin Silvia Neid. Ein Outing im Männerfußball wäre alles andere als witzig, meint die 46-Jährige.

Im Männerfußball wäre ein Outing undenkbar

Homosexualität im Männerfußball ist eines der letzten großen Tabus im Sport. So gibt es in der Bundesliga bislang keinen geouteten Spieler. DFB-Präsident Theo Zwanziger befürchtet Benachteiligungen für Spieler, die es wagen würden, mit ihrer sexuellen Orientierung an die Öffentlichkeit zu gehen.

Im Frauenfußball herrscht dagegen ein liberaleres Klima. Mit wem eine Nationalspielerin zusammenlebe, interessiere sie nicht, erklärt Silvia Neid. Das sei ihr "völlig egal". Sie trifft bei Theo Zwanziger auf offene Ohren. Der DFB-Chef kämpft seit Jahren gegen jede Art von Diskriminierung im Fußball. Sein Ziel sei es, dass der Fußball hierzulande zu einer toleranten Gesellschaft beitrage, so der 65-Jährige.