Tauschbörse für Adoptionskinder in den USA: Bei Nichtgefallen Abgabe

Von Nicole Freialdenhoven
19. September 2013

Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters haben in den USA illegale Internet-Foren aufgedeckt, auf denen Adoptiveltern ihre Kinder anderen potenziellen Pflegeeltern anboten. Manchmal, weil sie mit den Kindern nicht klar kamen, manchmal aber auch einfach, weil sie ihnen nicht gefielen.

Rechtlich ist dies in den USA möglich: Um ein adoptiertes Kind anderen Pflegeeltern zu übergeben, reicht ein notariell beglaubigtes Schreiben. Allerdings ist es schwieriger, an ein Pflegekind zu kommen: Dazu müssen die Kandidaten nachweisen, dass sie nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind und dass sie dem Kind ein angemessenes Zuhause bieten können. In vielen US-Staaten müssen zudem Vorbereitungskurse absolviert werden. Ist das Kind einmal angekommen, wird die Familie von Sozialarbeitern betreut.

Skurile Internetforen ermöglichen Tauschhandel von Adoptionskindern in den USA

In den illegalen Online-Foren, die Internet-Dienstleister Yahoo mittlerweile löschte, entfielen diese Hürden. Pflegeeltern konnten ihre adoptierten Kinder mit Beschreibungen wie "Er ist gehorsam und bestrebt zu gefallen" anbieten oder offen zugeben "Wir hassen das Kind abgrundtief und wollen es loswerden".

Einer Analyse zufolge wurden in fünf Jahren über 5000 Kinder auf diese Art gehandelt. Die meisten von ihnen kamen aus dem Ausland, zum Beispiel aus Russland, China oder Äthiopien. Welche seelischen Schäden diese Aktionen bei den betroffenen Kindern auslösen oder in was für Hände sie geraten - danach fragte niemand.