Testosteron schützt: Studie klärt, warum Frauen viel häufiger als Männer MS haben

Geschlechtshormone spielen bei der Multiplen Sklerose eine entscheidende Rolle

Von Cornelia Scherpe
13. Februar 2018

Die Multiple Sklerose zählt zu den bislang unheilbaren Autoimmunkrankheiten. Statistisch gesehen sind Frauen bis zu viermal häufiger von der Krankheit betroffen als Männer. Woher dieser starke Geschlechterunterschied kommt, war lange Zeit unklar.

Testosteron bremst Zellangriffe aus

Es lag der Gedanke nahe, dass die Geschlechtshormone eine entscheidende Rolle spielen und genau dies belegt nun eine aktuelle Studie. Demnach ist es das Testosteron, das die Männer tendenziell schützt.

Bei Multipler Sklerose werden die sogenannten Myelinscheiden der Nervenzellen angegriffen und schrittweise zerstört. Die Angreifer sind Zellen des eigenen Immunsystems, die sich aufgrund eines irrtümlichen Angriffsbefehls gegen den eigenen Körper wenden. Daher leiden Betroffene schubweise unter einem Absterben wichtiger Neuronen. Das Sexualhormon Testosteron bremst die Angriffe durch die Immunzellen aus, indem es im Körper dazu anregt, dass der Botenstoff Interleukin-33 (IL-33) gebildet wird. Dieser Botenstoff wiederum führt zur vermehrten Produktion eines weiteren Stoffes, ILC2, und dieser hemmt die angreifenden Immunzellen.

Im Versuch mit Labormäusen konnte daher gezeigt werden, dass weibliche Tiere durch die Verabreichung von IL-33 trotz genetischer Veranlagung keine Multiple Sklerose bekamen. Diese Tierstudie lässt jedoch noch keine Schlüsse darauf zu, ob man künftig Patientinnen oder Patienten, die bereits Multiple Sklerose haben, mit IL-33-Injektionen helfen kann. Hierfür sind zunächst Untersuchungen zur Sicherheit des Stoffes notwendig.

Hormongabe wirksam, aber nicht ohne Nebenwirkungen

Die Erkenntnis kann aber heute bereits helfen, zumindest Männern durch die Vergabe von Testosteron zu helfen. In einer ersten Studie mit freiwilligen Patienten, gingen durch die künstliche Vergabe des Hormons über ein Jahr hinweg die MS-Symptome zurück. Allerdings ist der Einsatz künstlicher Geschlechtshormone mit diversen Nebenwirkungen verbunden und daher noch keine ideale Lösung.