Therapie bei Zwangsstörungen: Forscher optimieren tiefe Hirnstimulation

Elektroden an der richtigen Hirnregion erzielen Verhaltensverbesserungen

Von Cornelia Scherpe
26. August 2021

Menschen mit starken Zwangsstörungen sind oft unfähig, am normalen Alltag teilzunehmen und leiden enorm unter ihren Zwangshandlungen. Seit einiger Zeit ist es möglich, mittels tiefer Hirnstimulation das Gehirn mit elektrischen Signalen zu stimulieren. Dafür werden kleine Elektroden implantiert. Umgangssprachlich spricht man vom Hirnschrittmacher. Er kommt seit 2009 bei Zwangserkrankungen zum Einsatz, wenn alternative Therapien nicht helfen.

An der Berliner Charité forschen Wissenschaftler zur optimalen Position der implantierten Elektroden. Nur wenn diese an der besten Stelle ihre Stimulation abgeben, können Patienten auch bestmöglich therapiert werden.

Allerdings sind Zwangsstörungen neurologisch noch gar nicht erschöpfend erforscht. Die Medizin weiß schlicht bislang nicht, welche Hirnregionen zentral für deren Entstehung sind. Das macht eine Therapie schwierig. Bislang musste man sich bei der tiefen Hirnstimulation langsam an den besten Einsatzort der elektrischen Signale herantasten. Aus diesem Grund ist die aktuelle Studie von zentraler Bedeutung und ihre Ergebnisse wurden nun vor einiger Zeit veröffentlicht.

Forscher untersuchten Zusammenhang zwischen Ort des Hirnschrittmachers und Verhaltensverbesserungen

Wie genau die gestörte Hirnaktivität über die elektrischen Signale ausgeglichen wird, besahen sich die Forscher bei 50 Patienten. Diese stammten aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien. Über die internationale Streuung wurden Patienten gewonnen, deren Implantate in verschiedenen Bereichen des Gehirns saßen. Über Verhaltensanalysen wurde erhoben, wie gut sich die Zwangsstörungen bei jedem Einzelnen gebessert hatten. Im Kernspin konnte dann sichtbar gemacht werden, wo die Implantate genau wirkten. Die Forscher stellten so einen Zusammenhang zwischen Ort der Elektroden und Verhalten der Patienten her.

Am effektivsten war die tiefe Hirnstimulation offenbar, wenn ein bestimmter Fasertrakt animiert wurde. Dieser sitzt zwischen subthalamischem Kern und Frontalhirnrinde. Patienten, deren Implantate hier wirkten, zeigten messbare Verhaltensverbesserungen.

Die Daten der Charité-Studie wurden international als offener Datensatz zugänglich gemacht, damit Kollegen weltweit mit den neusten Erkenntnissen arbeiten können.