Trennungsrisiko lässt sich berechnen - 94 Prozent Trefferquote

Alltägliche Details verraten, was Paare über die Verliebtheitsphase hinaus zusammenhält

Von Dörte Rösler
30. Juli 2015

Frisch Verliebte hoffen, dass ihr Glück ewig hält. Manche suchen den Rat von Wahrsagern oder Astrologen, um zu erfahren, ob die kosmischen Mächte ihnen gewogen sind. Dabei lassen sich die Chancen einer Beziehung ganz einfach berechnen. Der amerikanische Psychologe John Gottman lässt sich dazu nur die Kennenlern-Geschichte des Paares erzählen. Aus dieser kurzen Erzählung leitet er ab, welche Liebe drei Jahr später noch hält und welche zerbricht. Trefferquote: 94 Prozent.

Was hält Paare zusammen?

Wie eine Beziehung verläuft, hängt nach Ansicht der Psychologen nicht vom Schicksal oder dem Lauf der Sterne ab. Vielmehr verraten alltägliche Details, was Paare über die Verliebtheitsphase hinaus zusammenhält. Oder besser: in verschiedenen Versuchen konnten die Forscher jene Verhaltensweisen herausfiltern, die ein Scheitern der Beziehung wahrscheinlich machen.

In einem ersten Experiment bat Gottman frisch Verliebte in einen abgeschlossenen Raum und ließ sie dort einen einen Streit inszenieren. Neben der emotionalen Nähe interessierte den Psychologen vor allem, wie gut die Partner sich in den anderen hineinversetzen und seine Perspektive nachvollziehen konnten. Kameras und Sensoren auf der Haut der Beteiligten lieferten Daten über

  • Mimik,
  • Körpersprache und
  • Stressreaktionen.

In einem zweiten Experiment analysierten die Wissenschaftler, welche Geschichte Paare über ihr erstes Treffen erzählten. In maximal fünf Minuten sollten die Verheirateten erklären, wie sie sich kennengelernt hatten. Auch hieraus entwickelte der Psychologe Parameter für das Beziehungsglück - und das Risiko einer Trennung.

Die vier apokalyptischen Reiter

Beim Streiten stellten sich vier Verhaltensweisen als besonders destruktiv heraus:

  1. mangelnder Respekt,
  2. abwehrende Körpersprache (Augenrollen, abwinken),
  3. herabsetzende Kritik und
  4. innerlicher Rückzug (Schweigen).

Je öfter die Partner von diesen Strategien Gebrauch machen, desto wahrscheinlicher war eine Trennung. Auf der anderen Seite hatten Paare mit einer konstruktiven Streitkultur gute Chancen, ihre Beziehung zu festigen.

Gemeinsame Geschichten

Ähnliche Einsichten liefert die Analyse von Kennenlern-Geschichten. Die Paare, die sich später trennten, bedachten sich mit weniger liebevollen Bemerkungen, banalisierten ihr erstes Treffen und widersprachen sich in den Details ihrer Darstellung. Paare, die zusammenblieben, hatten den Partner idealisiert und erzählten die Geschichte aus einer gemeinsamen Wahrnehmungsperspektive. Zudem glorifizierten sie ihre erste Begegnung und drückten ein starkes Wir-Gefühl aus.

An der Art und Weise wie Paare streiten oder ihre gemeinsame Geschichte erzählen, lässt sich demnach ablesen, wie es um die Beziehung bestellt ist. Die Trefferquote für Gottmans Beziehungsformel beträgt nach eigenen Angaben 94 Prozent.