Trost aus der Flasche: Alkoholismus unter älteren Menschen nimmt zu

Von Nicole Freialdenhoven
16. April 2012

Die Zahl der über 60-jährigen, die von Alkohol oder auch Medikamenten abhängig sind, nimmt weiter zu. Zu diesem traurigen Ergebnis kommen Suchtmediziner, die befürchten, dass die Dunkelziffer noch weitaus höher liegt. Denn die wenigsten Suchtkranken kommen freiwillig zu einer ambulanten Beratungsstelle.

Nach neuen Schätzungen sind bundesweit etwa 400.000 Menschen über 60 Jahre suchtkrank. Alkohol gilt dabei als am weitesten verbreitetes Suchtmittel, da es frei in jedem Supermarkt zu kaufen ist und ältere Menschen leicht in der Flasche Trost finden. Die Gründe für den Alkoholmissbrauch sind dabei vielfältig: Frust über die eigene Gebrechlichkeit im Alter, Trauer um eine geliebte Person und die soziale Isolation, vor allem in Pflegeheimen, wo bei jedem siebten Heimbewohner Verdacht auf Alkoholismus besteht.

Doch auch Medikamentenmissbrauch ist weitverbreitet. Suchtmediziner kritisieren, dass Ärzte viel zu leichtfertig Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine verschreiben, die leicht in die Abhängigkeit führen. Auch werden Suchtkrankheiten selten richtig diagnostiziert, da ihre Begleiterscheinungen wie Vergesslichkeit, Verwahrlosung und betrunkene Stürze auf die Symptome des fortgeschrittenen Alters zurückgeführt werden.