Umschalten in den "Muttermodus": Verändert die Schwangerschaft das Denken?
Veränderungen bestimmter Hirnstrukturen bei Kinderwunsch sowie nach der Entbindung
So mancher kennt es aus dem eigenen Freundeskreis. Eine Frau verändert im Laufe ihrer Schwangerschaft das Verhalten in vielen Bereichen grundsätzlich. Aus Partygängerinnen werden ruhigere Charaktere, manche entdecken die Liebe zum Kochen und Backen und wieder andere setzen sich plötzlich mit Fragen wie "Welche Zusatzstoffe sind im Essen?" und "Wie sicher ist welches Auto?" auseinander.
Diese neuen Seiten an einer Frau bleiben bei den meisten Müttern auch nach der Entbindung des Kindes bestehen. In vielen Fällen vertiefen sie sich sogar. Das ist keine seltene und auch nicht subjektive Beobachtung der Familie, Freunden und Bekannten, sagt nun eine Studie aus Spanien.
Veränderungen in der grauen Hirnmasse
Die Forscher luden 45 Frauen mit bestehendem Kinderwunsch zu ihrem Versuch ein. Bei allen wurde einmal in einer frühen Phase der Schwangerschaft und einmal zwei Jahre nach der erfolgreichen Entbindung ein MRT des Gehirns gemacht. 25 der Teilnehmerinnen waren auf natürlichem Wege schwanger geworden, die restlichen 20 hatten eine künstliche Befruchtung gewählt.
Verglichen die Forscher nun die beiden MRT-Bilder einer Frau, fiel bei allen Probandinnen eine Veränderung in der grauen Hirnmasse auf. Genau in der Region, in der soziale Interaktion verarbeitet wird, hatten die Frauen im zweiten Bild an Hirnsubstanz verloren.
Dafür waren die Regionen aktiver vernetzt, die für die Mutter-Kind-Bindung zuständig sind. Das zeigte sich im MRT dann, wenn man den Frauen während der MRT-Aufnahme ein Foto ihres Kindes zeigte.
Daraus folgern die Forscher, dass nach der Empfängnis nicht nur der Körper eine Veränderung für das Kindeswohl durchläuft, sondern auch die Hirnstruktur. Die Frauen schalten tatsächlich in einen "Muttermodus". Dafür werden Nervenverbindungen geopfert, die in der neuen Lebensphase nicht mehr so wichtig sind.
Auf die Intelligenz der einzelnen Frauen wirkte sich die Umstrukturierung des Gehirns aber nicht aus. Die Forscher führten hierfür Tests durch und konnten weder bei IQ-Fragen noch bei Tests zur Gedächtnisleistung eine Verminderung feststellen.