Umwelteinflüsse verändern das Erbgut bereits im Mutterleib

Von Cornelia Scherpe
18. Juli 2012

Jeder Mensch wird von zwei Faktoren beeinflusst: von seinen Genen und von der Umwelt, in der er aufwächst. Doch die sozialen Umwelteinflüsse können so entscheidend werden, dass sie den Betreffenden sogar genetisch beeinflussen.

Australische Forscher haben nun in einer Zwillingsstudie festgestellt, dass diese starke Beeinflussung bereits im Mutterleib beginnt. Untersuchungen von Zwillingen zeigten, dass beide Kinder identische Gene hatten. Genau dieses Ergebnis würde man auch erwarten. Allerdings zeigte eine intensivere Untersuchung, dass die Aktivität oder die Inaktivität der Gene bei den beiden Kindern stark voneinander abweichen konnte.

Bisher ist nur bekannt, dass nach der Geburt alle Einflüsse auch auf unsere DNS wirken können. Wir aktivieren Gene, wenn sie gebraucht werden und legen andere still, die in einer Lebenslage keinen Nutzen bringen. Doch das bereits Ungeborene das tun, ist völlig neu.

Die Studie zeigt jedoch deutlich, dass sie Macht der Umwelt tatsächlich so stark ist, dass sie auf molekularer Ebene vor der Geburt wirkt. Die Erklärung: Bereits im Bauch der Mutter erleben selbst eineiige Zwillinge die Welt unterschiedlich. Da beide eine eigene Nabelschnur haben und in 95 Prozent der Fälle von einer eigenen Fruchtblase umgeben sind, haben sie getrennte "Lebensräume". Diese prägen sie auch unterschiedlich, sodass die Kinder sich daher von der genetischen Aktivität extrem unterscheiden können.