Unbekanntes Charkow: Fussball-Touristen betreten in der östlichen Ukraine Neuland

Von Nicole Freialdenhoven
30. April 2012

Die polnischen EM-Städte Warschau, Danzig oder Breslau kennt jeder. Auch von ukrainischen Städten wie Kiew und Odessa haben die meisten schon einmal gehört. Aber Charkow? Wo in aller Welt ist Charkow? Die zweitgrößte Stadt der Ukraine, im Osten des Landes gelegen, ist nicht nur für Fußballfans eine große Unbekannte. Auch touristisch ist Charkow ein noch unbeschriebenes Blatt.

Dass Charkow zur EM-Stadt wurde (und nicht etwa die bekannte Touristenstadt Odessa am Schwarzen Meer) ist vor allem dem ukrainischen Milliardär Alexander Jaroslawski zu verdanken, der außerdem als Präsident des örtlichen Fussballclubs Mentalist Charkow agiert und der Stadt mit ihren 1,5 Mio. Einwohnern ein hochmodernes neues Fußballstadion mit 35.000 Plätzen schenkte. Deutschland trifft hier am 13. Juni auf die Niederlande.

Touristen können sich die Zeit mit der Besichtigung der Charkower Museen vertreiben, zum Beispiel des bekannten Kunstmuseums. Auch die russisch-orthodoxe Maria-Himmelfahrt-Kathedrale und das Pokrowski-Kloster sind sehenswert. Das Erbe der Sowjetunion wird vor allem auf dem riesigen "Platz der Freiheit" deutlich, der vor einem Lenin-Denkmal und dem Haus der Staatlichen Industrie dominiert wird. Zur Fussball-EM soll hier eine Fan-Meile mit Public Viewing entstehen.

Leicht werden es die Touristen jedoch nicht haben: Nicht nur gibt es viel zu wenige Hotels in der Industriestadt, die sonst nie Besucher empfängt, auch eine Beschilderung in lateinischer Schrift ist Mangelware. Wer sich zum Spiel der deutschen Nationalelf auf den weiten Weg nach Charkow macht, sollte ein russisches Wörterbuch im Gepäck haben.