Väter in der Krise: Wochenbettdepression betrifft nicht nur Mütter

Das Risiko für männliche postnatale Depressionen bei positiver Depression-Vorgeschichte und Stress

Von Cornelia Scherpe
16. März 2017

Die Stichworte "Babyblues" und "Wochenbettdepression" bringt man immer nur mit frischgebackenen Müttern in Verbindung. Der Babyblues hält nur wenige Wochen nach der Geburt und geht auf eine Verschiebung im Hormonhaushalt zurück. Das plötzliche Absinken der Östrogene und weiterer Hormone bringt die weibliche Gemütslage aus dem Gleichgewicht.

Die postnatale Depression, umgangssprachlich auch "Wochenbettdepression" genannt, ist dagegen eine monate- bis jahrelange Depression. Die Mütter kommen mit ihrer neuen Lebensrolle und all ihren Umstellung nicht zurecht.

Eine aktuelle Studie zum Thema zeigt jedoch, dass auch der junge Papa von klassischen Baby-Depressionen ergriffen werden kann. Das bricht nicht nur eine Lanze für die betroffenen Mütter, es beeinflusst auch die Hilfe, die Ärzte und Hebammen der Familie anbieten sollten.

Die Studie im Detail

Die Studie aus Neuseeland interviewte 3.826 Männer, deren Frauen sich gerade im letzten Drittel der Schwangerschaft befanden. Die Fragen gingen detailliert auf das Gefühlsleben der Männer ein und konnten so ein seelisches Profil zeichnen.

3.549 Männer erklärten sich nach der Entbindung ihrer Frau zu einem zweiten Interview bereit und am Ende konnten die Forscher insgesamt 3.523 psychologische Profile auswerten. Auch bei den Müttern wurde auf gleiche Weise ein Profil erstellt.

Eine echte Depression zeigten sich vor der Geburt des Kindes bei 2,3 Prozent der Männer. Nach der Entbindung stieg die Quote auf 4,3 Prozent. Zum Vergleich: die Frauen lagen vor der Geburt bei 11,5 Prozent und danach bei acht Prozent. Das Mutter-Werden hatten in der Frauengruppe also das Depressionsrisiko gesenkt.

Beeinflussende Faktoren

Das Risiko für männliche postnatale Depressionen war umso höher, wenn in der Vorgeschichte des Mannes schon einmal Depressionen vorgekommen waren. Hatte die Partnerin selbst ebenfalls eine Vorgeschichte mit Depressionen, stieg das Risiko gleichfalls.

Ein wichtigster Faktor war der individuell empfundene Stresslevel. Gaben Männer während der Schwangerschaft ihrer Partnerin an, dass sie viel Stress empfinden, stieg ihr Depressionsrisiko um 38 Prozent.

Klagten sie zudem über gesundheitliche Probleme, verdoppelte sich das Risiko direkt. Eine Verdopplung gab es außerdem, wenn Männer für die Frau komplett auf den Alkoholkonsum verzichteten.