Verteilung deutscher Arztpraxen - Analyse deckt Ungleichgewicht auf
Zu wenige Ärzte in ländlichen Gegenden, schlechtere Patientenversorgung im Osten als im Westen. Eine Analyse des Iges Instituts, beauftragt von der Bertelsmann-Stiftung, hat ein Ungleichgewicht bei der Verteilung deutscher Arztpraxen aufgedeckt. Die neue Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) soll das ändern und in allen Regionen des Landes eine lückenlose ärztliche Versorgung garantieren. Doch ob das Vorhaben gelingt, steht bis jetzt noch in den Sternen.
Neues Planungskonzept soll Ärztebedarf klären
Patienten müssen oft monatelang auf einen Termin beim Facharzt warten und auf dem Land gibt es kaum noch Hausärzte. Gesundheitspolitiker haben 2012 eine neue Bedarfsplanung unter Einbeziehung des Demografiefaktors zur gerechten Verteilung der Arztpraxen in die Hände der Kassenärztlichen Vereinigungen gelegt. Die Kven sollen in Zusammenarbeit mit den Krankenkassen mit dem neuen Planungskonzept den Ärztebedarf klären und jedem Versicherten die freie Arztwahl an jedem Ort und zu jeder Zeit garantieren. Das Iges Institut hat jetzt analysiert, wie die Regionen dastehen. Hausärzte, Kinderärzte, Gynäkologen und Augenärzte standen im Fokus.
Das Ergebnis der Studie: Im Stadt-Land-Vergleich herrscht ein Ungleichgewicht. In den Ballungszentren sind weit mehr Ärzte ansässig als in ländlichen Gebieten. Wer im Umland wohnt und eine ärztliche Behandlung benötigt, muss in die Stadt fahren.
Verschärfung des regionalen Gefälles
Die Studie des Iges Instituts belegt, dass die neue Planung das regionale Gefälle bei der Verteilung der Arztpraxen noch verschärft. In Ostdeutschland fehlen vor allem Kinderärzte, auch Gynäkologen haben ihren Praxissitz seltener im Osten. Bei den Augenärzten ist die Verteilung dagegen etwas besser geregelt. Gut entwickelt sich laut Analyse die Hausärzte-Bedarfsplanung. Die Kassenärztlichen Vereinigungen haben die regionalen Bedarfsbereiche neu strukturiert, damit jeder Patient einen Hausarzt in seiner Nähe findet.
Wenn diese Planungen greifen, gibt es in Zukunft auch auf dem Land und im Osten genügend Allgemeinmediziner. Doch die Frage nach dem Gelingen des neuen Bedarfssystems bleibt - denn dann müssten Arztpraxen in Ballungsgebieten schließen, um eine ländliche Versorgung zu garantieren.