Vorsicht beim Krebsmittel Oxaliplatin - warum es zu schweren Nervenschäden kommt

Von Cornelia Scherpe
30. November 2012

Menschen mit Darmkrebs können vom Onkologen das Mittel "Oxaliplatin" erhalten. Dieses richtet sich aber leider nicht nur gegen die Krebszellen, sondern kann auch gesunde Zellen angreifen.

Vor allen Dingen Neuronen werden von Oxaliplatin beeinflusst, was während der Therapie zu einer fortschreitenden Neuropathie führen kann. Die Patienten erleiden also bleibende Nervenschäden. Wie es zu dieser Nebenwirkung kommen kann, war den Medizinern bisher nicht klar, doch nach einer Studie liefern Forscher nun die Antwort.

Die chronischen Schäden an den Nervenzellen entstehen, da das Mittel die Natriumkanäle zwischen den Zellen beeinträchtigt. Dadurch kommt es aber nicht etwa zu einer Schwächung der Reizleitung, sondern ganz im Gegenteil zu einer gesteigerten Weitergabe der Informationen.

Dies bedeutet im Einzelfall, dass Berührungen oder Wärme und Kälte intensiver wahrgenommen werden und es somit auch deutlich schneller zu Schmerzen kommt. Dass es der Natriumkanal ist, der von Oxaliplatin verändert wird, konnten die Forscher dank Experimenten mit Nagetieren herausfinden. Sie nahmen dafür Mäuse und veränderten diese genetisch so, dass der Kanal bei ihnen nicht mehr funktionierte.

Nun versorgte man sie mit Oxaliplatin, doch die Tiere entwickelten deswegen in keinem einzigen Fall eine Neuropathie. Es zeigte sich also, dass das Krebsmittel den Natriumkanal zur Reizleitung benötigt, um die Nervenzellen zu beschädigen.

Die Forscher haben daher die Idee, dass man bei Patienten unter der Therapie mit Oxaliplatin zeitweise einen Blocker einsetzen sollte, der den Natriumkanal ausschaltet und so die Nervenzellen vor den Angriffen schützt. Dies würde die Neuropathie als Nebenwirkung zumindest in der Theorie kontrollierbar machen.