Wann Perfektionismus krankhaft wird

Von Cornelia Scherpe
25. August 2014

Viele Menschen sind wahre Perfektionisten. Die Präsentation in der Schule, im Studium oder im Büro wird akribisch geplant und bis ins Detail vorbereitet. Nichts darf dem Zufall überlassen sein, damit alles perfekt läuft. Wer Perfektionismus als Persönlichkeitsmerkmal hat, setzt sich selbst enormem Stress aus, denn er stellt an sich die höchsten Anforderungen.

Das ist natürlich nicht immer schlecht. Fakt ist, dass ein Streben nach Perfektion den Menschen in vielen Dingen der Geschichte vorangebracht hat. Auf diese Weise werden neue Technologien entwickelt, Medikamente erforscht und bestehende Dinge weiter verbessert. Gesunder Perfektionismus hat jedoch seine Grenzen.

Wann ist es zu viel?

Wer auch im privaten Alltag alles auf die Spitze treibt und nur perfekte Ergebnisse bei einfachen Dingen wie Rasenmähen oder Familienausflügen akzeptiert, der leidet an einem sogenannten "dysfunktionalem Perfektionismus". Hier kann der Perfektionist auch im Alltag oder im Miteinander unter Familie und Freunden keine Entspannung finden und Fehler einfach einmal Fehler sein lassen.

Am besten kann man gesunden und dysfunktionalen Perfektionismus voneinander abgrenzen, wenn man sich den eigenen Umgang mit Fehlern ansieht. Wer bei sich selbst bemerkt, dass er auch im Kleinen nur 100 Prozent Leistung und nicht weniger verkraften kann, der sollte sich Gedanken machen. Nicht selten führt der Zwang nach täglichen Bestleistungen in Angstzustände. Die Panik vor dem Versagen kann ein Burn-out und Depressionen entstehen lassen.

Oft liegt krankhafter Perfektionismus in der Kindheit begründet. Die Betroffenen sind von den Eltern nur selten gelobt worden und mussten sich die Liebe daher mit den bestmöglichen Noten, Sportleistungen etc. "erkaufen".

Dieses Muster hat sich eingeprägt und verfolgt die Perfektionisten bis ins Erwachsenenalter. Sie leiden daher bewusst oder unbewusst auch an Minderwertigkeitsgefühlen und müssen sich ihren Selbstwert jedes Mal aufs Neue beweisen. Kleine Fehler oder leichte Kritik werden dann sofort als vernichtender Angriff gewertet.