Jobkultur in Banken verführt Mitarbeiter zu Unehrlichkeit

Bänker handeln als Privatpersonen ehrlicher als bei der Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit

Von Dörte Rösler
21. November 2014

Sind Banker per se unehrlicher als andere Menschen? Eine Schweizer Studie sagt nein. Die Jobkultur in Banken verleitet Beschäftigte jedoch zu Gier und Schummeleien. Forscher empfehlen den Geldhäusern deshalb einen Wandel zu einer moralischeren Unternehmenskultur.

Experiment zur Ermittlung der Ehrlichkeit von Bankern

Das Experiment, mit dem die Wissenschaftler die Ehrlichkeit der Banker prüfen wollten, ist denkbar einfach: sie ließen 200 Bankmitarbeiter Münzen werfen.

Für jede richtige Vorhersage beim "Kopf-oder-Zahl"-Spiel wurden den Teilnehmer 20 Dollar versprochen. Voraussetzung für den Gewinn war allerdings, dass die jeweilige Trefferquote mindestens den Durchschnitt der anderen Münzwerfer erreichte.

Keine Kontrolle der Ergebnisse

Mit einer Kontrolle ihrer Ergebnisberichte mussten die Probanden nicht rechnen. Die Hälfte der Teilnehmer bekam den Eindruck vermittelt, es handle sich um ein reines Freizeitvergnügen. Die andere Hälfte wurde vor dem Münzenwerfen an den besonderen Verhaltenskodex ihres Berufsstandes erinnert.

Resultate

Ergebnis: Solange die Banker glaubten, sie würden als Privatpersonen handeln, verhielten sie sich ehrlich: im Schnitt gaben sie an, dass 51,6 Prozent der Münzen auf der richtigen Seite gelandet war. Das entspricht ungefähr der statistischen Wahrscheinlichkeit eines Treffers.

Diejenigen Banker jedoch, die zuvor an ihr übliches berufliches Verhalten erinnert wurden, gaben 58,2 Prozent erfolgreiche Treffer an. Die Forscher sahen darin eine Tendenz, der Banker, sich auf unehrliche Weise finanzielle Vorteile zu verschaffen.