Warum bei der Feuerwehr das Risiko für Herzinfarkte steigt

Thrombus- und Ischämierisiko: Der Einsatz von Feuerwehrleuten schlägt auf deren Herzgesundheit

Von Cornelia Scherpe
31. Mai 2017

Schon länger haben Beobachtungsstudien gezeigt, dass Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner häufiger einen Herzinfarkt erleiden. Die Gründe dafür blieben aber bislang reine Vermutung. Man geht im Allgemeinen davon aus, dass es die körperlicher Belastung beim Löschen und der psychische Stress beim Kampf um Menschenleben sind, die auf die Herzgesundheit schlagen. Auch die enorme Hitze, die bei Bränden entsteht, klingt als Risikofaktor sinnvoll.

Eine aktuelle Studie aus Großbritannien wollte endlich Klarheit und hat das Experiment gewagt. Zehn Frauen und Männer bei der Feuerwehr wurden in zwei kleine Gruppen aufgeteilt. Die einen kümmerten sich um die leichten Tätigkeiten im Berufsalltag, sprich Dinge wie Büroangelegenheiten, Aufräumen etc. Die anderen waren im Brandsimulator, der inklusive Hitze so realistisch wie möglich gestaltet wurde und je 20 Minuten dauerte.

Alle Teilnehmer waren gesund und mit 34 Jahren bis 48 Jahren im mittleren Alter. 24 Stunden vor einem Test durften kein Alkohol getrunken und vier Stunden davor weder Kaffee noch Nikotin konsumiert werden. Bei den Feuerwehrfrauen im Brandsimulator achtete man zudem darauf, dass die vielen Testläufe immer zum gleichen Zeitpunkt ihres Zyklus stattfanden. Auf diese Weise wurden zyklusbedingte Hormonschwankungen als Risikofaktoren für Herzinfarkte ausgeschlossen.

Zahlreiche gesundheitliche Folgen für Feuerwehr im Einsatz

Vor und nach einem Testlauf wurden verschiedene Parameter im Blut erfasst und zwischen den beiden Gruppen (Brandsimulator versus Büro) verglichen. Die Unterschiede waren enorm. Wer im Brandsimulator gewesen war, dessen Blut neigte deutlich stärker zur Thrombusbildung.

Das Risiko auf solche Gefäßverschlüsse war sowohl bei den Männern als auch den Frauen vergrößert und trat auch dann auf, wenn im Brandsimulator nur wenig Scherkräfte gewirkt hatten. Zudem war die Fibrinolyse verstärkt. Der Körper spaltet dabei das Enzym Fibrin, um Blutgerinnsel zu lösen und sich damit selbst zu schützen.

Ein EKG aller Teilnehmer zeigte auch die Tendenz zur Ischämie, der krankhaften Verengung der Gefäße. Nach dem Einsatz im Brandsimulator hatten die Teilnehmer aufgrund der Hitze eine gestiegene Körpertemperatur und litten unter Dehydratation. Zu wenig Flüssigkeit im Körper wirkt zusammen mit einer allgemein höheren Körperkerntemperatur und dem psychischen Stress.

Summiert ergibt das nach jedem Einsatz eine hohe Gefahr für Herzinfarkte, so das Fazit. Weitere Studien sollten daher klären, ob eine sofortige Kühlung und Rehydrierung für Feuerwehrleute verpflichtend sein sollte. Auch wichtig wäre die Erwägung, ob Personen mit weiteren Risikofaktoren (Grunderkrankungen, Alter) komplett zur Bürotätigkeit wechseln sollten.