Warum Todesfälle in einer Studie für Diabetiker kein Grund sind, hohe Blutzuckerwerte zu akzeptieren

Thomas Haak erklärt, dass Therapie bei hohen Blutzuckerwerten weiterhin ungefährlich und nötig sei

Paradisi-Redaktion
Von Paradisi-Redaktion
5. Januar 2009

In den USA musste eine Studie mit Diabetikern abgebrochen werden, weil unter besonders intensiv behandelten Patienten unerwartet viele Todesfälle auftraten.

Der wahrscheinliche Grund: Die Senkung des Blutzuckerspiegels war zu rabiat. Deshalb nennt Professor Thomas Haak, Chefarzt der Diabetes-Klinik Bad Mergentheim und Präsident der Deutschen Diabetes-Gesellschaft die gelegentlich zu hörende Schlussfolgerung, höhere Blutzuckerwerte zu akzeptieren, "groben Unsinn".

Studie entspricht nicht der täglichen Therapie

Die amerikanischen Kollegen hätten in einer Gruppe Langzeitwerte unter sechs Prozent angestrebt und dabei bis zu fünf Medikamente verabreicht. Bei diesen Patienten seien die Todesfälle aufgetreten. "Dieses Vorgehen entspricht nicht unserer täglich angewandten Therapie", betont er in der "Apotheken Umschau".

Hier sei das Ziel, den Langzeitwert unter 6,5 bis 7 Prozent zu bringen, ohne dabei Risiken wie unsichere Arzneikombinationen in Kauf zu nehmen. Die deutliche Senkung bleibe aber unverzichtbar, um den Patienten Spätschäden möglichst zu ersparen. Besonders wichtig sei, Unterzuckerungen zu vermeiden.

Haak setzt nach Möglichkeit nur "ein einzelnes Medikament oder eine Zweierkombination" ein. "Außerdem haben wir aus den Studien gelernt, dass wir nicht um jeden Preis bestimmte Therapieziele anstreben sollten", so Haak. "Die maßgeschneiderte Therapie für jeden einzelnen Patienten ist das Gebot der Stunde."