Weltkulturerbe Fado: Der Blues der Portugiesen lebt in Lissabon weiter

Von Nicole Freialdenhoven
4. Juli 2012

Traurig und sentimental klingt der echte Fado, der von der UNESCO 2011 in den Rang eines Weltkulturerbes erhoben wurde, und wer ihn in seiner ungekünstelten Form erleben will, muss sich auf die Suche nach den echten Fado-Lokalen in Lissabon machen, fernab der geölten Unterhaltungsmaschinerie für Touristen.

Ein wichtiger Hinweis ist die Anfangszeit: Wenn schon um 21.00 Uhr zum Fado geladen wird, handelt es sich gewöhnlich um Touristenshows - der Portugiese selbst geht nicht vor Mitternacht in die kleinen Fado-Lokale der Altstadt Alfama oder im Barrio Alto. Vor allem die "offenen Bühnen" der Amateurbars sind beliebt, in denen auch das Publikum mitsingen darf und sich jeder einmal am Fado probieren darf.

Wo echter Fado zelebriert wird, kommt auch schnell das typisch portugiesische Lebensgefühl Saudade auf, das schwer zu übersetzen ist: Eine Mischung aus Sehnsucht, Sentimentalität und Nostalgie, die ihre Wurzeln genau wie der Fado selbst seinen Ursprung in der melancholischen portugiesischen Volksseele hat und oft auch als Blues des Portugiesen bezeichnet wird. Die größte Fadosängerin des Landes war Amalia Rodriguez, die 1999 verstarb - doch ihre Lieder leben überall in Lissabon weiter.