Wenige Artikel verfügbar: Wie Online-Händler und Reiseportale Kunden zum Kauf drängen

Reiseportale und Versandhändler bauen durch "geringe Stückzahlen" Druck auf den Käufer auf

Von Ingo Krüger
8. September 2015

Wer im Internet einkaufen geht, kennt den Hinweis, dass nur noch wenige Artikel zur Verfügung stünden. Dies verleitet nicht wenige Kunden zum sofortigen Kauf. Das ist genau das, was Online-Shops mit dieser Anmerkung auch bezwecken, schließlich soll man es sich nicht noch einmal anders überlegen.

Verfügbare Artikel bei Online-Versandhändlern

Wie Recherchen des NDR bewiesen, stimmen die angegebenen Mengen jedoch oft gar nicht mit der Realität überein. So gab der Online-Versandhändler Zalando an, dass zahlreiche Kleidungsstücke lediglich noch dreimal verfügbar seien. Es war den Testern jedoch möglich, sie fünf oder sogar zehn Mal zu bestellen.

Zalando bestritt dies auch gar nicht, sondern erklärte, damit auf geringe Stückzahlen hinweisen zu wollen. Die Wettbewerbszentrale schenkte den Erläuterungen jedoch keinen Glauben und mahnte den Versandhändler daher ab.

Die Praktiken der Reiseportale

Auch bei Reiseportalen ergibt sich ein ähnliches Bild. So verkündet der HRS häufig, dass er über nur noch ein Zimmer verfüge. Doch Testanrufe bei betreffenden Hotels ergaben, dass in der Regel noch mehrere Zimmer frei waren - mitunter sogar zu einem günstigeren Preis. HRS kommentierte dies bislang nicht.

Die gleiche Praxis des Konkurrenten Booking.com hatte das Oberlandesgericht Köln zuvor schon verboten. Seitdem gilt dort die Formulierung, dass auf der Seite des Online-Portals nur noch eine bestimmte Anzahl zur Verfügung stünden. Das bedeutet, dass auf anderen Reiseportalen oder beim Hotel selbst durchaus noch Zimmer zu haben sein können.

Preise vergleichen

Experten raten Verbrauchern deshalb zu mehr Gelassenheit beim Kaufen oder Buchen im Internet. Kunden sollten bei vermeintlich geringen Stückzahlen nicht sofort bestellen, sondern in Ruhe Preise vergleichen.