Weniger ADHS in Deutschland? Ritalin-Verbrauch sinkt erstmals seit 20 Jahren

Von Nicole Freialdenhoven
2. April 2014

In den letzten Jahren wuchs die Zahl der ADHS-Kranken in Deutschland, die mit Ritalin therapiert wurden, beständig an. Manche sprachen sogar schon von einer neuen Volkskrankheit. Doch nun zeigte sich eine Trendwende, denn 2013 wurden erstmals wieder weniger Rezepte für den Wirkstoff Methylphenidat - der besser unter dem Markennamen Ritalin bekannt ist - ausgestellt. Der Verbrauch sank von 1839 auf 1803 Kilogramm.

Zahl der mit Ritalin behandelten Kinder und Jugendlichen sinkt

Experten hoffen, dass sich dieser Rückgang auf den kritischeren Umgang mit Ritalin zurückführen lässt. So wurde Ärzten häufig vorgeworfen, dass sie viel zu schnell zu einem Rezept griffen, wenn sich Kinder als unruhig erwiesen. Diese Vermutung wird von Zahlen der Techniker Krankenkasse belegt, wonach die Zahl der behandelten Kinder zwischen 2009 und 2012 um 3,4 Prozent sank. Auf einen längeren Zeitraum von 2005 bis 2012 betrachtet, stieg die Zahl der mit Ritalin therapierten Kinder und Jugendlichen insgesamt um 41,2 Prozent.

Ob die neuen Zahlen nun Auftakt zu einer echten Trendwende sind, oder nur eine einmalige Irregularität, bleibt abzuwarten. Noch immer scheuen sich viele Eltern davor, statt auf schnell helfende Tabletten, auf eine langwierige Psychotherapie zu setzen. Dazu kommt die nach wie vor emsige Lobbyarbeit der Pharmaindustrie, die ihre Produkte verkaufen will.