Wenn das Opfer zum Angeklagten wird: Vergewaltigte Frau muss in Somalia ins Gefängnis

Von Ingrid Neufeld
10. Dezember 2013

In Somalia musste sich eine 19-jährige Journalistin vor Gericht verantworten, weil sie einen Mann zur Anzeige gebracht hatte. Sie erklärte, dass sie dieser mit vorgehaltener Waffe vergewaltigt habe. Der Mann konnte unerkannt entkommen und war auch nicht aufgespürt worden. Nun kehrte der Richter die Aussage gegen die Frau. Sie wäre jetzt "der Lüge und Diffamierung überführt". Damit wurde sie zu sechs Monaten Haft verurteilt.

Auch zwei andere Journalisten, die ein Interview mit ihr geführt hatten, erhielten Haftstrafen von einem Jahr, bzw. sechs Monaten. Ihnen wurde jedoch in Aussicht gestellt, die Haftstrafe in ein Bußgeld von einem Dollar pro Hafttag umzuwandeln.

Sowohl Vergewaltigungen, als auch die Berichterstattung darüber sind in Somalia Themen, die brandheiß und sehr gefährlich sind. Im Februar dieses Jahres war sowohl das Opfer einer Vergewaltigung als auch ein Journalist, der darüber geschrieben hatte, beide zu je einem Jahr Haft verurteilt worden.