Werden Antidepressiva wirken? Bluttest beantwortet die Frage vor dem Therapiestart

Biomarker geben Auskunft darüber, ob klassische Antidepressiva bei einem Menschen anschlagen werden

Von Cornelia Scherpe
16. Juni 2016

Menschen mit Depressionen bekommen vom Arzt oft Antidepressiva verschrieben. Der medikamentöse Eingriff in die Hirnchemie ist allerdings alles andere als ungefährlich. Vor dem Einsatz sollten daher Risiko und Nutzen gut gegeneinander abgewogen werden.

Was in der Theorie leicht gesagt ist, wird in der Praxis schwer, denn kein Arzt kann vorab sagen, ob die gewählten Wirkstoffe bei einem Patienten tatsächlich helfen werden. Jeder Organismus reagiert anders und nicht selten müssen verschiedene Medikamente ausprobiert werden. Genau das könnte sich durch einen neuen Bluttest ändern.

Bluttest für eine wirksame Behandlung

Forscher haben einen Test entwickelt, der im menschlichen Blut nach zwei Markern sucht. Diese Biomarker geben Auskunft darüber, ob klassische Antidepressiva bei einem Menschen anschlagen werden, oder ob der Körper resistent dagegen ist. Tritt der zweite Fall ein, kann der Arzt sich das Verschreiben direkt sparen.

Entwickelt wurde der Bluttest auf den Ergebnissen ältere Studien. Diese hatten gezeigt, dass manche Menschen mit Depressionen zwei Biomarker im Serum besitzen, die höher als bei anderen konzentriert sind. Die Forscher suchten sich nun 140 Freiwillige mit Depressionen.

Bei allen waren Antidepressiva verschrieben worden, aber 30 Prozent zeigten Resistenzen. Man untersuchte nun das Blut aller Teilnehmer und fand tatsächlich bei den Patienten ohne Ansprechen auf Antidepressiva erhöhte Werte dieser Biomarker.

Das Try-and-Error-Prinzip

Die Frage, mit welcher Therapie man diese Patientengruppe alternativ versorgen sollte, wird aktuell besprochen. Verschiedene Antidepressiva sollen nun im Try-and-Error-Prinzip getestet werden. Zudem gibt es die Vermutung, dass eine Kombination aus

  1. Entzündungshemmern und
  2. den klassischen Antidepressiva

helfen könnte. Da die gefundenen Biomarker für Entzündungen zuständig sind, könnten die Hemmer positiv auf die Marker wirken, sie senken und damit wieder die Chance erhöhen, dass normale Antidepressiva wirken.