Gefahr bei Kombination: Wer Entzündungshemmer NSAID und Antidepressiva nimmt, riskiert Hirnblutungen

Die Kombination von NSAID und Serotonin-Wiederaufnahmehemmern erhöht einer Studie zufolge das Risiko auf Hirnblutungen

Von Cornelia Scherpe
21. Juli 2015

NSAID sind nicht-steroidale Entzündungshemmer, die als Schmerzmittel verordnet werden. Sie hemmen außerdem Entzündungen und senken Fieber.

Allerdings wirken sie auch auf das Blut und werden daher auch zur Blutverdünnung eingesetzt. Genau das kann gefährlich werden, denn wer zusätzlich Medikamente nimmt, die das Blutungsrisiko erhöhen, können NSAID als Blutverdünner zu einer gefährlichen Kombination werden.

Serotonin-Wideraufnahmehemmer erhöhen das allgemeine Blutungsrisiko

In der Praxis wird oft nicht bedacht, dass einige Antidepressiva indirekt auf das Blut wirken. Gemeint sind in diesem Fall alle Medikamente, die man als Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, kurz SSRI, bezeichnet.

Diese SSRI-Antidepressiva wirken zwar in erster Linie im Gehirn, doch die SSRI gehen auch ins normale Blut über. Dort blockieren sie entsprechend ihrer Wirkung das Hormon Serotonin. Dieser Botenstoff soll eigentlich in die Thrombozyten übergehen, was auf diese Weise nur in abgeschwächter Form möglich ist.

Dieser Serotoninmangel im Blut führt dazu, dass das allgemeine Blutungsrisiko steigt. Werden jetzt noch zusätzlich NSAID eingenommen, entsteht unter Umständen eine gefährliche Kombination.

Studie untersucht Gefahr durch gemeinsame Einnahme von NSAID und Antidepressiva

Wie groß die Gefahr ist, hat eine aktuelle Studie ermittelt. Sie arbeitete mit den Daten von vier Millionen Menschen, wobei nur die Hälfte NSAID und Antidepressiva zugleich genommen hatten. Die übrigen Patienten waren nur mit Antidepressiva versorgt worden.

Die Forscher untersuchten nun, wie oft es zu Hirnblutungen kam. Bei Patienten, die nur ein Antidepressivum nahmen, kam es zu 1,6 Blutungen auf 1.000 Personenjahren. In der Gruppe mit kombinierter Einnahme waren es bereits 5,7 Blutungen auf 1.000 Personenjahre.

Die Forscher betonen allerdings, dass das reale Risiko für jeden Patienten gering bleibt. Dennoch sollten Ärzte vermehrt auf die Gefahr der Kombination achten. Da rund 65 Prozent der Depressiven auch unter chronischen Schmerzen leiden, werden NSAID sehr häufig an sie verschrieben.