Wie schnell rennen Tiere? Forscher entwickeln ein Modell, das fast jede Tierart umfasst
Laufgeschwindigkeiten unterschiedlicher Tiere - Mittleres Körpergewicht für schnelles Laufen am besten geeignet
Obwohl eine Maus wendiger ist und in kleinen Löchern Schutz findet, hat sie auf offenem Gelände keine Chance gegen eine Katze. Während es eine Hauskatze auf 48 km/h Laufgeschwindigkeit bringt, liegt die Maus mit zwölf km/h deutlich darunter. Dafür hätte die Katze keine Chance gegen einen Wolf, denn der kommt auf stolze 60 km/h. Das hilft dem Räuber allerdings wenig gegenüber einen Rothirsch, denn der beschleunigt auf bis zu 70 km/h beim Rennen.
Werte dieser Art können Forscher problemlos ermitteln, indem die jeweilige Tierart beobachtet wird. Es lassen sich aber keine Rückschlüsse auf Tiere ziehen, die man nicht tracken kann oder die wie die Dinosaurier bereits ausgestorben sind. Dafür bräuchte man ein allgemeingültiges Modell und dieses haben deutsche Forscher nun erstellt.
Geschwindigkeit abhängig von den hellen Muskelfasern
Zunächst sammelten sie die Daten von 474 Tierarten. So konnte man von der winzigen Fruchtfliege bis zum Blauwahl die maximale Geschwindigkeit erfassen. All diese Daten wurden gemeinsam mit dem Körpergewicht und der Größe der jeweiligen Tierart in einem Rechenmodell kombiniert. Die erstellte Formel ist tatsächlich in der Lage, mit einer 90 prozentigen Sicherheit die reale Hochleistung anzugeben.
Überträgt man die Tempi der Tiere gemeinsam in ein Diagramm, zeigt sich ein U, das auf dem Kopf steht. Demnach sind die leichtesten und die schwersten Tiere am langsamsten und die mittelgroßen Arten haben sprichwörtlich die Nase vorn. Doch warum ist ein mittleres Körpergewicht am besten für schnelles Laufen?
Die Forscher führen das auf die so genannten hellen Muskelfasern zurück. Davon haben mittelgroße Tiere sehr viele und diese Fasern stellen sehr schnell große Mengen Energie bereit. Die Tiere können daher gut beschleunigen.
Die hellen Fasern sind allerdings auch zeitnah erschöpft. Ist der Energievorrat aufgebraucht, übernehmen die dunklen Muskelfasern die Arbeit. Sie liefern nur langsam und dafür ausdauernd Energie.
Mittelgroße Tiere mit vielen hellen Muskelfasern sind zu Höchstgeschwindigkeiten fähig, halten den Sprint aber nicht lange durch. Größere Tiere können dagegen ihre höhere Masse erst gar ausreichend beschleunigen, denn die hellen Muskelfasern sind zu bald erschöpft. Laut dem Modell aus Jena war demnach der T-Rex ein eher langsamer Läufer. Ein kleinerer Velociraptor konnte gut vor ihm fliehen.
Quelle
- http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/die-groessten-tiere-sind-nicht-unbedingt-die-schnellsten-a-1158313.html Abgerufen am 9. August 2017