Wie stark verkürzen Diabetes, Hirn- und Herzinfarkte die Lebenserwartung?

Die Volkskrankheiten der Industrienationen sind dafür verantwortlich, dass wertvolle Lebensjahre verloren gehen

Von Cornelia Scherpe
9. Juli 2015

Die Menschheit wird immer älter. Für heute geborene Kinder in Deutschland ist es bereits normal, im Schnitt 80 Jahre alt zu werden. Allerdings erreicht nicht jeder diese Durchschnittswerte, denn ein ungesunder Lebensstil und diverse Krankheiten führen zur individuellen Verkürzung der Lebenserwartung. Eine aktuelle Studie hat sich mit der Frage beschäftigt, wie viele Jahre

verlieren. Immerhin sind es genau diese drei Dinge, die in den Industrienationen zunehmen und längst zu Volkskrankheiten geworden sind.

Risiko für ein verkürztes Leben

Für ihre Analyse zog das Forscherteam 91 Studien heran. So hatten sie die Daten von rund 1,2 Millionen Menschen. Die ältesten Ergebnisse kamen aus dem 1960. Von all diesen Teilnehmern verstarben im Laufe der Zeit 128.843 Personen. Zusätzlich griff man auf die UK Biobank in Großbritannien zurück und hatte so noch einmal die Daten von 500.000 Personen ab dem Jahr 2006.

Von diesen sind inzwischen 7.995 verstorben. Da bei allen Todesfällen ersichtlich war, ob und wenn ja welche der drei Volksleiden bei einem Menschen vorhanden waren, konnten die Forscher das genaue Risiko für ein verkürztes Leben berechnen.

Verlorene Jahre

Demnach steigt das Sterberisiko vor der durchschnittlichen Lebenserwartung um das 2-Fache, wenn der Patient eines der drei Leiden hat. Sind bereits zwei von drei aufgetreten, verkürzt sich das Leben um das 4-Fache. Wer sowohl Diabetiker war als auch einen Schlaganfall und einen Herzinfarkt gehabt hatte, dessen Leben verkürzte sich um das 8-Fache.

Damit man es sich besser vorstellen kann, rechneten die Forscher ein Beispiel mit einem 60-Jährigen vor. Mit zwei Leiden verliert er zwölf Jahre, mit allen dreien sogar 14 Lebensjahre. Eine 60-Jährige verliert noch mehr: Hier sind es 13 beziehungsweise 16 Jahre.

Der Unterschied kommt zustande, da gesunde Frauen im Schnitt fünf Jahre älter als Männer werden. Die Zahlen sind außerdem umso drastischer, je früher sich die Krankheiten zeigen. Ein 40-Jähriger mit Diabetes, Herz- und Hirninfarkt verliert schon 23 Jahre.