Wieso sich Babys beim Stillen nur selten mit HIV infizieren

Von Katharina Cichosch
29. Mai 2012

Stillen oder nicht stillen? Was für gesunde Mütter schon oftmals zur heiß diskutierten Frage wird, das ist für HIV-infizierte Mütter ungleich schwieriger zu beantworten. Viele befürchten, dass sich ihr Kind durch die Muttermilch mit der heimtückischen Immunschwäche-Erkrankung anstecken könnte.

Die Zahlen sprechen jedoch nicht unbedingt für ein stark erhöhtes Ansteckungsrisiko: Im Durchschnitt steckt sich nur jedes zehnte Kind während des Stillens bei seiner HIV-kranken Mutter an. Ein US-amerikanisches Forscherteam vom Duke University Medical Center hat jetzt untersucht, wieso das so ist.

Des Rätsels Lösung entdeckten die Wissenschaftler im Forschungslabor: Bei der Untersuchung der Muttermilch von HIV-infizierten Probandinnen fanden sie zwei verschiedene Formen spezieller Antikörper, die dem Säugling offenbar einen gewissen Schutz vor den ebenfalls in der Muttermilch enthaltenen HI-Viren bieten. Wie genau dieser Schutzmechanismus funktioniert, ist noch nicht geklärt. Und: Trotz der speziellen Antikörper können sich Babys beim Stillen mit HIV infizieren.

In Entwicklungsländern mit schlechter medizinischer Versorgung und hohen Krankheitsraten raten Experten der World Health Organization HIV-infizierten Müttern übrigens trotzdem zum Stillen - weil die Muttermilch neben den Antikörpern zahlreiche weitere Stoffe enthält, die wichtig sind für den Aufbau des Immunsystems. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass die Mutter Medikamente einnimmt, die die Virenkonzentration im Körper reduzieren.