Wohlstand, Bildung, Gesundheit - warum Kinder in Deutschland trotzdem unglücklich sind

Kinder, die den Anforderungen der Gesellschaft und der Eltern gerecht werden wollen, stehen unter ständigem Druck

Von Dörte Rösler
4. August 2015

Deutschland ist eines der reichsten Länder der Welt. Den meisten Bundesbürgern geht es finanziell besser als ihrer Elterngeneration, sie sind gesünder und haben mehr Chancen auf Bildung. Auch Kinder profitieren von diesem Wohlstand. Aber macht er sie auch glücklich? Eine Unicef-Studie belegt das Gegenteil.

Technik versus Lebensfreude

Ob Playstation, Smartphone oder Computer - die digitale Technik ist aus dem Leben der Kinder nicht mehr wegzudenken. Auch die Regale in Spielwarenläden quellen über. Glaubt man den Umfragen, steigert die materielle Ausstattung aber nicht die Lebensfreude. Oft genug verstärken elektronisches Spielzeug und Medien nur dem Leistungsdruck, dem Kinder beim Spielen eigentlich entfliehen wollen.

Soziale Kontakte spielen im Alltag kaum noch eine Rolle, wichtiger sind gute Leistungen in der Schule. Bereits im Kindergarten werden die Kleinsten auf eine erfolgreiche Karriere vorbereitet. Statt Kinder zu akzeptieren, wie sie sind, sollen sie schon früh lernen, sich selbst zu optimieren.

Persönliche Eigenschaften wie Hilfsbereitschaft oder Einfühlsamkeit, die nicht in das Muster beruflichen Erfolgs passen, werden ignoriert oder sogar unterdrückt. Gefragt sind

Selbst Kinder, die diese Forderungen erfüllen, stehen unter ständigem Druck. Schon bei kleinen Misserfolgen zweifeln sie an ihrem Wert.

Weniger Druck - mehr Akzeptanz

Dass Leistungs- und Termindruck krank machen kann, spüren auch Kinderärzte: ihre Wartezimmer sind voll mit jungen Menschen, die die Erwartungen von Eltern oder Schule nicht erfüllen und mit körperlichen oder psychischen Symptomen reagieren.

Psychologen fordern deshalb, Kinder wieder so zu akzeptieren, wie sie sind. Statt zu fordern und Defizite zu betonen sollten Eltern die Vorzüge ihres Nachwuchses hervorheben und fördern. Dazu gehört ein respektvoller Umgang ohne Demütigungen ebenso wie gezieltes Mutmachen.

Weniger Einmischung

Auch Überbehütung schadet Kindern. Denn die übertriebene Fürsorge nimmt ihnen die Möglichkeit, sich frei zu entfalten und zu erfahren, wie sie sich selbstbestimmt behaupten. Zum Glücklichsein gehört eben auch Vertrauen der Eltern und das Gefühl, in den eigenen Fähigkeiten und Vorlieben anerkannt zu sein.