Zu wenig Therapieplätze für psychisch Kranke

Menschen mit psychischen Erkrankungen müssen momentan sechs Monate auf einen Therapieplatz warten

Von Frank Hertel
26. April 2011

Rainer Richter ist Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK). Er teilt mit, dass momentan Menschen mit seelischen Erkrankungen etwa sechs Monate auf einen Therapieplatz warten müssten. Das sei viel zu lang, man müsse die Wartezeit auf drei Wochen reduzieren. Dieser Zeitrahmen sei auch bei körperlichen Krankheiten die Regel.

Bedarfsplanung schon 1999 bei ihrem Beschluss falsch gewesen

Grund für die lange Wartezeit sei die sogenannte Bedarfsplanung, nach der festgelegt wird, wie viele Psychotherapeuten in einem Gebiet arbeiten dürfen. Die Bedarfsplanung wurde 1999 beschlossen. Man ging damals davon aus, dass in ländlichen Gebieten 89 Prozent weniger Bedarf für Psychotherapeuten nötig sei als in Ballungsräumen. Das sei damals schon falsch gewesen, sagte Richter. Schon 1999 hatte das Robert-Koch-Institut ausgerechnet, dass auf dem Land nur 25 Prozent weniger Bedarf sei.

Zulassungsbeschränkung für Psychotherapeuten könnte abgeschafft werden

Heute allerdings mündet dieser Betreungsschlüssel in das Wartezeitfiasko, denn die psychischen Erkrankungen in Deutschland haben sich seit 1999 nahezu verdoppelt. Heute seien 12 Prozent der Krankheitstage auf seelische Leiden zurückzuführen.

Vielleicht wird am 1. Juli 2011 die Zulassungsbeschränkung für Psychotherapeuten fallen. Bundesgesundheitsminister Phillipp Rösler hat etwas in dieser Richtung angedeutet. Der BPtK würde eine Gesetzesänderung auch im Interesse seiner Verbandsmitglieder begrüßen.