Zwei gefährliche Störungen: Münchhausen-Syndrom und Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom

Artifizielle Störungen als schwer zu behandelnde psychische Erkrankungen

Von Cornelia Scherpe
21. Oktober 2014

Es gibt Menschen, die sich selbst verletzen, um damit Aufmerksamkeit zu wecken. Beim Münchhausen-Syndrom fügt der Betroffene sich selbst Wunden auf der Haut zu, täuscht Blutungen im Intimbereich vor, nimmt Mittel zum Erbrechen etc. und stellt sich mit den Symptomen anschließend bei einem Arzt vor.

Er verheimlicht dabei, dass er selbst die Beschwerden ausgelöst hat und erhält so Aufmerksamkeit und eine gewünschte Behandlung. Oft besitzen Patienten mit Münchhausen-Syndrom relativ gute Medizinkenntnisse und wissen, wie sie welche Therapie erschleichen können.

Beim Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom wird dieses zwanghafte und verletzende Verhalten auf einen anderen Menschen übertragen. Oft sind es Mütter und Väter, die ihr eigenes Kind absichtlich mit Medikamenten versorgen, um Symptome zu erzeugen. Der Gang zum Kinderarzt und die Hilfsbedürftigkeit des Kindes sind für sie eine gestörte Art, Fürsorge und Liebe zum eigenen Kind zu erleben und zu zeigen.

Schwierige Einsicht als erster Schritt zur Therapie

Beide Syndrome sind gefährliche Krankheiten, die dringend behandelt werden müssen. Sie zählen zu der Gruppe der sogenannten "artifiziellen Störungen" und gehen meist auf schwere Traumata in der eigenen Kindheit zurück.

Obwohl die Beschwerden selbst verursacht und erzwungen sind, haben viele Betroffene eine völlig verzehrte Wahrnehmung der Realität. Sie gestehen sich nicht ein, dass sie seelische Hilfe benötigen. Oft ist es daher sehr schwierig, eine Therapie zu beginnen.

Beim Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom hat es Priorität, dass zuerst die geschädigte Person aus dem Wirkungskreis des Patienten entfernt wird. Betroffene Eltern sollten mit ihrem Kind nicht mehr allein sein dürfen. Behutsame Gespräche sind dann wichtig, um Einsicht beim Patienten zu schaffen. Nur, wer seine Störung als Problem erkennt, ist für eine Therapie offen. Diese erfolgt dann meistens stationär und dauert mehrere Monate.