ADHS bei Kindern: Einfacher Augentest gibt zuverlässige Hinweise

Ist die Aufmerksamkeitsschwäche mit einem neuronalen Hintergrundrauschen in der Netzhaut verknüpft?

Von Nicole Freialdenhoven
16. April 2015

Viele besonders lebhafte und aktive Kinder erhalten heute die umstrittene Diagnose Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) und Tabletten, die sie ruhiger werden lassen. Dabei ist häufig unklar, wo die Grenze zwischen der echten neurologischen Störung und normaler kindlicher Lebhaftigkeit verläuft. Ein neuer Augentest könnte nun bei der sicheren Diagnosestellung helfen.

Die Netzhaut und ADHS

Ärzte der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Freiburg erkannten Zusammenhänge zwischen der Aktivität der Nervenzellen in der Netzhaut und ADHS. Bei einem Experiment ließen sie 20 Probanden mit oder ohne ADHS auf ein Schachbrettmuster am Bildschirm schauen, bei dem sich die weißen und schwarzen Felder in schnellem Tempo vertauschten. Zur gleichen Zeit wurde die Aktivität der Ganglienzellen in der Netzhaut gemessen.

Neuronales Hintergrundrauschen

Dabei stellten sie fest, dass die mangelnde Aufmerksamkeit bei ADHS eng mit einem verstärkten neuronalen Hintergrundrauschen in der Netzhaut verknüpft ist. Schuld daran könnte möglicherweise der Dopaminmangel im Gehirn sein, der ebenfalls mit ADHS verbunden wird. Die Forscher hoffen nun, dass sich der Augentest in weiteren Studien bewährt, so dass endlich die zuverlässige Diagnose einer tatsächlichen ADHS möglich ist.