Alkoholismus - Willensschwäche oder echte Krankheit?

Von Cornelia Scherpe
11. Juni 2012

Immer wieder kommt in der Öffentlichkeit die Diskussion auf, ob es sich bei Alkoholismus um eine echte Krankheit handelt oder ob die Betroffenen einfach nur willensschwach sind. Auch Experten streiten sich noch immer regelmäßig über diese Frage. Inzwischen überwiegt allerdings die Meinung, dass das Gehirn von Suchtkranken über Jahre hinweg langsam verändert wird, vor allen Dingen das Belohnungszentrum. Daher muss man von einer echten Erkrankung sprechen.

Gegenstimmen werden derzeit allerdings wieder lauter, denn ein Psychologe aus den USA hat eine neue These entwickelt, die für eine bloße Willensschwäche spricht. Sein Ansatz geht davon aus, dass Alkoholismus kein krankhafter Kontrollverlust ist, sondern eine bewusste Entscheidung. Er betont, dass jeder Mensch täglich unzählige Entscheidungen trifft und dies aktiv. Wer also zur Flasche greift, tut das auch als ganz bewusste Entscheidung. Da die meisten wissen, dass zu viel Alkohol schädlich ist und sich dennoch aktiv für das Trinken entscheiden, ist das schlicht eine Willensschwäche. Daher können Alkoholiker vielleicht als unvernünftig bezeichnet werden, jedoch nicht als krank.

Viele Ärzte und Therapeuten sind empört über diesen Ansatz und weisen darauf hin, dass Alkoholiker körperliche Symptome entwickeln, wenn sie ihre Getränke nicht mehr konsumieren. Also muss diese Sucht als eine echte Krankheit bezeichnet werden. Diese Entzugserscheinungen leugnet der neue Ansatz von der Willensschwäche zwar nicht, aber er lässt sie auch nicht als Argument gelten. Die Entscheidungsfreiheit bleibt erhalten.