Als Zellabfall ins Immunsystem: Schlaue Grippeviren nutzen Tarnkappe

Forscher zeigten im Tierversuch den komplexen Vorgang einer Influenza-A-Virusinfektion

Von Nicole Freialdenhoven
29. Dezember 2014

Die Grippe ist eine leidige Virusinfektion, vor der in den Wintermonaten kaum jemand verschont bleibt. Trotz ihrer großen Verbreitung, hat die Wissenschaft jedoch bis heute keine echte Waffe gegen die Grippeviren in der Hand.

Dies könnte sich in naher Zukunft jedoch ändern, denn Forschern der ETH Zürich gelang es nun erstmal konkret zu beobachten, wie das Virus in den Körper gelangt und dort ausbreiten kann, ohne dass das Immunsystem direkt aktiv wird .

Influenza-A-Virus imitiert Aggresom

Und zwar nutzt das Influenza-A-Virus seine Hülle, das sogenannte Kapsid, gewissermaßen als Tarnkappe: Es imitiert ein Aggresom, einen Zellhaufen aus Proteinabfällen, der eigentlich entsorgt werden soll.

Das hilfsbereite Immunsystem macht sich an die "Abfallbeseitigung" und knackt so das Kapsid des Virus: Nun kann sich dessen genetisches Material ausbreiten und vervielfältigen: Die Grippe-Infektion ist da.

Zwei Stunden Inkubationszeit

Insgesamt dauert es etwa zwei Stunden vom ersten Eindringen des Virus in den Körper mit Andocken an die Zelloberfläche bis zum Ausbruch der Infektion. Damit ist dieser Vorgang weit komplexer, als die Forscher bislang stets gedacht hatten.

Allerdings wurden diese Erkenntnisse nur im wissenschaftlichen Experiment mit Mäusen gewonnen. Ob sie sich auf den Menschen übertragen lassen, ist noch unklar.