Angiogenesehemmer fördern Metastasenbildung

Von Karla Hettesheimer
20. Januar 2012

Bei bestimmten Krebstherapien wird versucht, den Krebstumor kontinuierlich zu verkleinern. Durch eine Zerstörung der Blutzufuhr soll der Tumor förmlich ausgehungert werden. Häufig gelingt die Verkleinerung des Tumors zwar, doch wie amerikanische Forscher nun herausfanden, bringt diese Art der Behandlung Probleme mit sich.

Bei einer Studie an Mäusen konnten Wissenschaftler nachweisen, dass ein Abschneiden des Tumors von der Blutversorgung zu erhöhter Metastasenbildung führen kann. Auch an menschlichem Tumorgewebe ergaben die Forschungen, dass bei der Zerstörung der Tumorzellen gleichzeitig auch nützliche Zellen entlang der Blutgefäße beeinträchtigt werden. Im Normalfall verhindern diese die Ausbreitung des Krebsgeschwüres.

Angiogenesehemmer, wie zum Beispiel Imatinib und Sunitinib schneiden die Blut- und somit die Sauerstoffversorgung zum Tumor ab. Bei diesem Vorgang werden aber auch Perizyten zerstört, nützliche Zellen, die sich in der Wand der Blutgefäße befinden und als Türhüter gegen die Verbreitung der Krebszellen wirken. Bei einer Verringerung der Perizyten kann sich der Krebs also folglich besser ausbreiten. Somit wird die Größe des ursprüngliche Krebsgeschwüres zwar deutlich verringert, doch die Metastasenbildung indirekt gefördert.

Ein weiteres, ernstzunehmendes Problem bei dem Einsatz solcher Medikamente, ist die Tatsache, dass die Krebszelle reagieren. Bei einer Verringerung der Perizyten beginnen die Krebszellen sich zu verwandeln. Die Forscher vermuten, dass diese Verwandlung die Krebszellen mobiler macht und eine Ausbreitung des Krebses beschleunigt. Wie wichtig der Effekt der Perizyten ist, konnten die Wissenschaftler anhand einer Studie beweisen, bei der 130 Krebspatienten untersucht wurden. Studienleiter Raghu Kalluri erklärt, dass ein größerer Tumor mit weniger Perizyten weniger Metastasen erzeuge. Patienten mit einem kleineren Tumor aber entsprechend mehr Perizyten hingegen haben eine 20 Prozent geringerer Heilungschance.

Aufgrund dieser Ergebnisse sind die Forscher derzeit bemüht, eine Alternative zu den Angiogenesehemmern zu finden. Erste Erfolge konnten bereits an Mäusen verbucht werden. Neben dem Angiogenesehemmer wurde den Tieren ein sogenannter Met-Rezeptor injiziert. Dieser soll die Umwandlung der Krebszellen, die sie mobiler macht und einen Metastasenbildung fördert, hemmen.