Anwohnerin zeigt tausend Autofahrer an

Von Melanie Ruch
24. April 2012

Eine genervte Anwohnerin aus Harsefeld bei Hamburg hat innerhalb von nur drei Tagen sage und schreibe 1.000 Autofahrer beim Landkreis Stade angezeigt. Der Grund: seit die Hauptstraße in dem kleinen Städtchen wegen einer Baustelle gesperrt ist, nutzen die Autofahrer die Bergstraße, eine sonst eigentlich ruhige Nebenstraße in der sie mit ihrem Sohn wohnt, als Ausweichmöglichkeit, um in den Ortskern zu gelangen. Obwohl die Bergstraße mit "Anlieger frei"-Schildern versehen ist, habe sich ihre Straße regelrecht in eine Autobahn verwandelt, beschwert sich die alleinerziehende Mutter.

Weil aber weder die Polizei, noch das Rathaus Gehör für ihr Anliegen hatten, setzte sich "Knöllchen-Tina", wie sie von ihren Nachbarn genannt wird, auf ihr Sofa und notierte die Kennzeichen aller Autos, die ihre Straße durchquerten. Innerhalb von drei Tagen hatte sie ihrer Meinung nach rund 1.000 Rechtswidrigkeiten festgestellt, so die Frau. Gegen jeden ihrer notierten Autofahrer erstattete sie anschließend Anzeige, was bei den Anwohnern und den Betroffenen für große Wut sorgte.

Sogar dem zuständigen Dezernat des Landkreises schlägt der Fall aufs Gemüt. Das Dezernat sei verpflichtet, bei jeder Anzeige zu handeln, so Helmut Hölscher über die plötzliche Anzeigenwelle. Er und seine Mitarbeiter ersticken in Arbeit. Um erneuten Anzeigen entgegenzuwirken, hat die Verwaltung nun schlichtweg beschlossen die "Anlieger frei"-Schilder auf der Bergstraße zu entfernen, sodass die Durchfahrt dort in Zukunft auch für Nicht-Anwohner legal ist.

Erst einmal wird auf der Bergstraße aber ohnehin wieder die gewohnte Ruhe einkehren, denn die Baustelle an der Hauptstraße ist mittlerweile einem fertigen Kreisverkehr gewichen.