Arzneimittelreport: Was deutsche Patienten verschrieben bekommen

Von Katharina Cichosch
2. Juli 2012

Der alljährliche Arzneimittelreport funktioniert wie ein Kassensturz der Krankenversicherer: Welche Medikamente werden Patienten verschrieben, und wie teuer sind diese? Welche Patientengruppen bekommen besonders häufig Medikamente verordnet - und welche? Antworten auf diese Fragen lieferte der Arzneimittelreport 2012, der vom Zentrum für Sozialpolitik der Uni Bremen im Auftrag für die Krankenversicherung Barmer GEK angefertigt wurde.

Die Barmer GEK gilt mit über 9 Millionen Versicherten als größte Krankenkasse in Deutschland. Die Zahlen dürften somit einen guten Überblick über die Gesamtlage an Arzneimittelverordnungen liefern. Ein erstes Ergebnis: Tendenziell werden Frauen deutlich öfter Psychopharmaka verschrieben - gleich drei Mal so viele Patientinnen wie Patienten werden hiermit behandelt. Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass Frauen deutlich schneller auch bei seelischen Befindlichkeiten zum Arzt gehen. Trotzdem sei dies noch kein hinreichender Grund, womöglich wird hier auch manchmal zu leichtfertig ein Medikament verschrieben.

Insbesondere das Abhängigkeitsrisiko bei Psychopharmaka dürfe nicht unterschätzt werden, so die Experten. Dabei plädieren die Experten auf eine sogenannte Negativliste, in der Psychopharmaka mit fragwürdigen oder gefährlichen Wirkstoffen gesammelt werden und die Ärzte als Leitlinie dienen sollen.

Ein weiterer Kritikpunkt des Reports: Häufig verschreiben Ärzte unnötig teure Präparate, während günstigere Wirkstoffe mindestens genauso effektiv sind. Verblüffend jedoch fiel dieses Ergebnis aus: Frauen bekommen im Durchschnitt deutlich mehr Medikamente verschrieben, trotzdem sind diese im gemittelten Gesamtwert meist billiger als die von männlichen Patienten.