Auch eine Psychotherapie kann Nebenwirkungen haben

Von Cornelia Scherpe
5. Dezember 2013

Bei Medikamenten ist man es eigentlich gewöhnt: Es gibt einen langen Beipackzettel, in dem alle möglichen Nebenwirkungen notiert sind und als Patient weiß man, welche Probleme vielleicht durch die Behandlung auf einen zukommen. Bei einer Psychotherapie sieht das bisher noch ganz anders aus. Wer aufgrund eines seelischen Leidens zum Psychologen muss, bekommt von möglichen Nebenwirkungen nichts erzählt.

Kongress diskutierte über Nebenwirkungen

Daran ist auch nicht der Therapeut schuld, sondern der einfache Fakt, dass es bisher gar keinen offiziellen Katalog über Nebenwirkungen einer Psychotherapie gibt. Doch nur weil bisher kein "Beipackzettel" für die Therapie beim Psychologen existiert, heißt das nicht, dass die Sitzungen nicht auch Nebenwirkungen haben können. Über diesen unerfreulichen Zustand hat man jüngst auch auf dem DGPPN-Kongress in Berlin gesprochen. DGPPN steht dabei als Abkürzung für die "Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde".

Schwierige Definition von Nebenwirkungen

Einen Katalog der möglichen Nebenwirkungen zu erstellen, ist allerdings sehr schwierig. Die Ärzte sind sich nämlich nicht einmal einig darüber, was eine psychotherapeutische Nebenwirkung ist und was als unvermeidbarer Effekt während der Therapie gilt.

Beispiele Stress und Abhängigkeit

Beispielsweise ist es oft nötig, dass der Psychologe im Gespräch mit dem Patienten diesen durch Erinnerungen an das Erlebte mit Stress konfrontiert. Ein anderes häufiges Phänomen ist eine gewisse Abhängigkeit des Patienten von seinem Therapeuten. Doch auch hier stellt sich die Frage, ab wann man von einer Nebenwirkung sprechen kann. Da viele Patienten sich in Krisen befinden und daher eine Therapie benötigen, ist es normal, dass sie zunächst viel Hilfe erwarten und sich eine gewisse Abhängigkeit entwickelt. Bleibt diese nur bis zur Stabilisierung der Person erhalten, ist es eher keine Nebenwirkung.