Base-Jumping - Bewohner von Schweizer Dorf wehren sich gegen "Todestourismus"

Schweizer wollen ihren Base-Jump-Park schließen, denn Unglücke häufen sich

Von Matthias Bossaller
19. August 2011

Lauterbrunnen in der Schweiz? Noch nie gehört? Das könnte sich bald ändern. In der europäischen Base-Jumper-Szene ist das Alpen-Dorf schon länger das Nonplusultra. Jährlich kommen Zehntausende wagemutige Springer, um sich von den 400 Meter hohen, steil aus dem Tal emporragenden Felsen zu stürzen.

Immer mehr Unglücke

Die landschaftlichen und geologischen Besonderheiten von Lauterbrunnen üben eine ganz besondere Anziehungskraft auf die Adrenalin-Stoß-Freaks aus, die in fledermausähnlichen Anzügen in die Tiefe springen.

Das Problem: In diesem Jahr starben bereits vier Menschen in dem Schweizer Ort.

Bei Sprüngen vom Angel-Wasserfall in Venezuela, dem Eiffelturm in Paris, der Christus-Statue in Rio de Janeiro oder der Flüstergalerie im Inneren der Londoner St.-Pauls-Kathedrale kommen nicht so viele Extrem-Sportler ums Leben wie in dem Schweizer Bergdorf. 27 Tote waren es seit 20 Jahren, als sich das Base-Jumping verbreitete.

Gründe für ein Ansteigen an Verunglückten

Woran liegt das? Vielleicht weil nach Lauterbrunnen auch viele Anfänger kommen. In Deutschland etwa ist das Objekt-Springen wegen einer Reihe von Auflagen schwieriger zu realisieren. Die Schweiz gibt sich freizügiger. Doch viele Anwohner des Ortes fordern nun ein Verbot, da sie um den Ruf ihrer Gemeinde fürchten.

Der Landwirt Matthias Feuz war Zeuge eines Unfalls, als das jüngste Todesopfer erst ein paar Mal gegen die Felswand klatschte, bevor es am Boden aufprallte. Diesen "Todestourismus", wie ihn viele Bewohner nennen, wollen sie nicht haben.

Bürgermeister Petr Wälchli ist indes gegen ein Verbot des Springens. Er freut sich über die Einnahmen, die die Springer dem Dorf bringen würden. Außerdem sei jeder Sport in den Bergen gefährlich. Beim Wandern oder Klettern würde es auch immer wieder Tote geben, argumentiert er.