Beeindruckende Gehirnleistung: So erkennen wir Gesichter

Wissenschaftler haben untersucht, welche Hirnaktivität bei der Bilderkennung zum Einsatz kommt

Von Cornelia Scherpe
30. Juli 2015

Im Alltag fällt es niemanden auf, doch ständig sehen wir Gesichter von Männern, Frauen und Kindern und ordnen diese in Sekundenbruchteilen passend zu. Sowohl das Geschlecht, das ungefähre Alter und der aktuelle Gesichtsausdruck werden mit einem einzigen Blick erfasst. Diese Fähigkeit ist eine enorme Leistung des Gehirns.

Mooney Gesichter in der Forschung

Bereits in den 1950er Jahren führte der Psychologe Craig Mooney dazu ein Experiment durch. Er nahm Porträtfotos und vereinfachte diese soweit, dass nur noch schwarze und weiße Muster übrig waren. Trotzdem erkannten seine Studienteilnehmer problemlos die Gesichter; inklusive

Noch heute nutzt man diese "Mooney Gesichter" in der Forschung.

Einfluss der menschlichen Erwartung

Deutsche Wissenschaftler haben nun untersucht, welche Hirnaktivität vorhanden ist, wenn Menschen sich "Mooney Gesichter" ansehen. Dafür nutzten sie bewusst zwei verschiedene Bildarten. Neben den normalen Bildern, die man gut erkennen kann, veränderten sie bei manchen das Sichtbare. Sie spielten dabei mit der menschlichen Erwartung, dass wir das Gesicht in einer aufrechten Position sehen und das Licht normal von oben kommt.

Durch Veränderungen dieser beiden Dinge, fiel es Probanden plötzlich deutlich schwerer, die Gesichter in den Mustern zu erkennen. Das Gehirn musste seine Arbeitsweise ändern. Dabei veränderte sich das Aktivitätsmuster. Während bei der einfachen Erkennung nur untere Regionen aktiv sind, veranlassen die Bildveränderungen das Gehirn dazu, nun auch höhere Regionen einzuschalten.

Verstehen und Verarbeitung des Gesehenen

Die über die Augen aufgenommen Signale werden also "eine Etage höher" geschickt und dort intensiv bewertet. So lange das Gesehene den Alltagserwartungen entspricht, sind die Hirnwellen mit weniger als 90 Schwingungen pro Sekunde aktiv. Kommt es zu einem Widerspruch, steigt die Schwingungszahl auf 90 und mehr in der Sekunde. Die Stärke ist dabei umso größer, je schwerer ein Mensch sich mit dem Verstehen des Gesehenen tut.

Die Erkenntnis könnte wichtig werden, um Patienten mit Wahrnehmungsstörungen (wie etwa bei einer Schizophrenie) zu helfen.